So schmeckt Erfolg

Start-up-Gründerin Nele Marike Eble erobert mit ihrer Pralinenmanufaktur Chokumi Schokoladenliebhaber und die Spitzengastronomie.

Wir haben uns doch schon alle mal dabei erwischt, wie wir allein oder mit Freunden über den Traum vom eigenen Business sinnierten. Sei es die Idee von einem kleinen, schnuckeligen Café oder doch eher von der innovativen App, auf die jeder wartet. Eine Umsetzung dessen wagen jedoch die wenigsten. Es ist der innere Realist, der häufig den großen Traum boykottiert. Die geniale Geschäftsidee wird überschattet von Ängsten, Zweifeln und einer Gesellschaft, in der es Jungunternehmer noch immer schwer haben. Dass es sich jedoch lohnt, an sich und seine Vision zu glauben, zeigen zahlreiche Beispiele, die mit originellen Geschäftsmodellen etablierte Branchen-Platzhirsche herausfordern und damit die wirtschaftliche Entwicklung und den sozialen Fortschritt vorantreiben.

 

Jedes Jahr werden auch in Braunschweig regionale Start-ups für ihre Ideen ausgezeichnet und für ihren Mut belohnt. Die Braunschweig Zukunft GmbH und die Braunschweigische Landessparkasse verliehen im Dezember 2020 bereits zum sechsten Mal den Braunschweiger Gründerpreis. Insgesamt 20 junge Unternehmen hatten sich beworben. Den dritten Platz konnte die Ein-Frau-Pralinenmanufaktur Chokumi aus Hondelage gewinnen.
Zum Auftakt unserer Start-up-Reihe haben wir uns mit Chokumi-Gründerin Nele Marike Eble zum coronakonformen Interview in ihrer 100 Quadratmeter großen Schokoladenwerkstatt verabredet und einen aufschlussreichen Einblick in die Unternehmenshistorie Chokumis und wertvolle Tipps für Jungunternehmer bekommen.

Dem Süßen auf der Spur
Ein lieblicher Schokoladenduft umschmeichelt meine Nase, als ich die Pralinenmanufaktur und -schule von Nele Marike Eble betrete, obwohl die Wahlbraunschweigerin an diesem Tag einen Office-Day einlegt. Ihre Leidenschaft für die Pralinenherstellung entdeckte die gelernte Technikerin für Informatik bereits vor zehn Jahren. Zeitgleich startete sie den Internet-Blog „Pralinenwahnsinn“, der sich in der Foodblog-Szene rasch etablierte und treue Anhänger fand. Der Umzug auf das Familiengrundstück in Hondelage samt eigener Pralinenwerkstatt ebnete den ersten Schritt vom reinen Hobby zur Teilselbstständigkeit. „Als die Anfragen kamen, ob ich nicht Kurse geben könnte, dachte ich mir: Okay, wenn du eh schon eine Küche errichtest – warum nicht? Andere nehmen privat einen Kredit für ein Auto auf, ich habe eben in mein Hobby investiert“, erinnert sich die sympathische Selfmade-Chocolatiere, „als alles mit der Handwerkskammer abgeklärt war, haben wir geschaut, wie die Resonanz ist. Diese war erfreulicherweise sehr gut, sodass die Leute aus ganz Deutschland sowie aus Österreich und der Schweiz für die Kurse anreisten.“


Nachdem Nele mit ihrer Pralinenschule durchstartete, bekam sie auch die Chance, Ausstellungs-Pralinen für etablierte kulinarische Messen wie die Internoga in Hamburg und die Intergastra in Stuttgart herzustellen. „Für mich war das einerseits eine gute Fingerübung, andererseits konnte ich auf den Messen sein, Leute kennenlernen und ein Netzwerk aufbauen“, erklärt die kreative Schokoladenliebhaberin. Lediglich verkaufen durfte Eble ihre süß-schmelzenden Kreationen noch immer nicht, denn zu diesem Zeitpunkt fehlte ihr als Chocolatier-Quereinsteigerin die Ausnahmebewilligung zur Aufnahme in die Handwerkskammer. Doch nach zahlreichen hartnäckigen Telefonaten und Anfragen folgte 2016 endlich die erlösende Botschaft: „Sie erklärten Schokolade zum Spezialgebiet, um mit dem Süden Deutschlands gleichzuziehen und ich war der Präzedenzfall. Damit war klar, dass ich meine Zulassung kriege und meine Pralinen verkaufen darf“, erzählt die Süßwaren-Pionierin.
Neben der Teilselbstständigkeit immer noch hauptberuflich als Technikerin für Informatik angestellt, beschloss die Gründerin ihre berufliche Zweigleisigkeit nun endgültig zu beenden und sich vollends der geliebten Schokolade zu widmen.

Ein neues Kapitel
Obwohl „Pralinenwahnsinn“ in der Food-Szene bereits großes Ansehen genoss, entschied sich Nele, die übrigens eine von nur 47 zertifizierten Schokoladen-Sommeliers in Deutschland ist, den vertrauten Namen abzulegen. „Es war mein Bauchgefühl“, gesteht sie, „ich mag bestimmte Stempel nicht. Ich bin als Lieferantin im Segment der Spitzengastronomie unterwegs, das sehr männlich geprägt ist. Ich möchte nicht in die Schiene rutschen: Da kommt eine Frau. ‚Pralinenwahnsinn‘, wie süß! Sondern gleichwertiger Partner, gleiche Augenhöhe.“
Mit dem Wortspiel „Chokumi“, das sich aus (S)Chocolade und dem vollmundigen Kokumi-Geschmackserlebnis zusammensetzt, verleiht die Gründerin ihrem Unternehmen eine hochwertige Handschrift, die sich auch in ihren edlen Kreationen wiederfindet. Die harmonische Komposition zartschmelzender Schokolade mit einzigartiger Füllung gibt den Chocolatier-Meisterwerken eine verführerisch-köstliche Note. Jede Praline ist ein Unikat und verspricht mit jedem Biss Hochgenuss.

Unsicherheiten selbstbewusst trotzen
Wie womöglich jeder andere Freiberufler musste sich auch Nele erst in die Selbstständigkeit einfuchsen. Denn wie sagt man doch so schön: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Dass da eine gewisse Grundangst mitschwingt, empfindet die Wahlbraunschweigerin als normal: „Man kann nicht alles bedenken. Es werden immer Punkte kommen, an denen man sich fragt, wie man damit umgeht. Deshalb ist es wichtig, sich selbst zu kennen und zu wissen, wie man mit negativem Stress umgeht.“
Für alle zukünftigen Gründer hat Nele noch einen weiteren herzensguten Ratschlag: „Die wichtigsten Punkte sind, Vertrauen in sich selbst zu haben und sich selbst verzeihen zu können, wenn es aus irgendwelchen Gründen nicht funktionieren sollte. Vielleicht war es nur der falsche Zeitpunkt, vielleicht hat man falsche Entscheidungen getroffen. Scheitern ist okay.“
Doch auch gestandenen Gründern kann urplötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen werden – beispielsweise wenn eine Pandemie in Deutschland und die Welt Einzug hält. Kreative Lösungen mussten auch für Chokumi her: Neben neuen Etiketten und Produktlinien entwickelte die Pralinen-Produzentin auch ein Schokoladentasting, durch das sie im zweiten Lockdown für Weihnachtsfeiern und Co ziemlich gefragt war. Dem Jahr 2021 steht die Selfmade-Gründerin dennoch besorgt entgegen. „Ich rechne dieses Jahr mit einem Sommerloch. Es kommt darauf an, wann wieder geöffnet werden kann und wie die Gastronomie aufgestellt ist. Mit meinen Pralinen bediene ich ja eine Nische in der gehobenen Sterneküche. Mein erstes Ziel ist es, 2023 noch da zu sein. Mein zweites großes Ziel ist es, deutschlandweit für die besten Pralinen bekannt zu werden, um es mal ein bisschen überheblich darzustellen“, träumt die offene Schokoladen-Kennerin lachend. Wir glauben fest daran.

 

Fotos Nele Marike Eble, Denise Rosenthal, lisima-stock.adobe.com

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Geschrieben von Denise Rosenthal

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