Made with heart: Die gemeinnützige Initiative Hey, Alter! bereitet bundesweit ausrangierte Rechner für Kinder aus einkommensschwachen Familien auf.
Haben alle Kinder dieselben Chancen auf Bildung? Diese Frage steht hierzulande schon seit Jahrzehnten im Raum. Ausgerechnet die Corona-Pandemie lieferte die unübersehbare Antwort, dass Bildung noch immer vom sozialen Status abhängt – obwohl im Grundgesetz steht: „Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, […], seiner Heimat und Herkunft, […] benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Nichtsdestotrotz fiel 2020 der Schulstart ins Homeschooling holprig und ungerecht aus. Holprig deshalb, weil Deutschland ein Digitalisierung-Problem hat; ungerecht darum, weil nicht jede:r Heranwachsende mangels Rechner, Laptop oder Tablet Zugang zum E-Learning hatte.
Da der Staat nicht schnell genug handelte, entstand im April 2020 kurzerhand das Braunschweiger Projekt Hey, Alter!, das von Martin Bretschneider und Moritz Tetzlaff initiiert wurde. Wie fast jede gute Idee entwickelte sich diese am Küchentisch: Die Frau von Moritz Tetzlaff ist Lehrerin und fragte ihren Mann, ob er nicht zwei Rechner auftreiben könne, da zwei ihrer Schülerinnen nur umständlich über das Smartphone am digitalen Heimunterricht teilnehmen könnten. Da sowohl Tetzlaff als auch Bretschneider aus persönlichen Erfahrungen wussten, dass es in jedem Unternehmen ausrangierte Computer gibt, die vor sich hin stauben, entschlossen sie sich ohne Weiteres für einen öffentlichen Spendenaufruf. Die gemeinnützige Idee stieß prompt auf offene Ohren und schlug in der Region mediale Wellen. Schnell schlossen sich dem sozialen Projekt auch der Arbeitgeberverband Braunschweig, die Technische Universität und zahlreiche andere Unterstützer:innen an. Im Februar 2021 waren bereits 1 000 Rechner über die Schulen an Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien ausgehändigt worden – Stand heute sind mehr als 11 000 aufbereitete Rechner bundesweit im Umlauf.
Hey, Alter! wurde in kürzester Zeit zum Selbstläufer und fand glücklicherweise auch außerhalb von Braunschweig reichlich Nachahmer. Derzeit hat die NGO rund 37 Standorte. Die positive Resonanz auf die ehrenamtliche Initiative zeigte sich außerdem in etlichen Preisen und Nominierungen. Unter anderem erhielt Hey, Alter! im Rahmen des Niedersachsenpreises den Corona-Sonderpreis für Bürgerengagement.
Inzwischen gilt an allen Schulen zwar wieder Präsenzunterricht, das bedeutet jedoch nicht, dass keine Rechner mehr benötigt werden. Die Digitalisierung schreitet kontinuierlich voran – auch wenn eher langsam. Dennoch benötigen Schüler:innen auch unabhängig vom Corona-bedingten Homeschooling einen Computer, um etwa Präsentationen zu erstellen, für Vorträge zu recherchieren oder eben I-Serv zu nutzen. „Um Kindern weiterhin bundesweit helfen zu können, benötigen wir sowohl finanzielle Spenden für das Beschaffen von Ersatzteilen als auch Sachspenden in Form von funktionstüchtigen Laptops“, erklärt Inga Stang, Gründungsmitglied des gemeinnützigen Vereins Hey, Alter Braunschweig e. V., im SUBWAY-Interview, „diese sollten nicht älter als zehn Jahre sein und im Bestfall einen 2 GHz Dual Core Prozessor und 4 GB RAM haben. Jeden Donnerstag zwischen 17 und 19 Uhr können diese Geräte im Torhaus Nord, am Wendentor 2 abgegeben werden.“
Auch ehrenamtlich kann man sich bei Hey, Alter! mit einbringen, meint Inga weiter: „Jede Person mit grundlegenden IT-Kenntnissen kann uns beim Aufbereiten der PCs unterstützen. Doch auch beim Vermitteln von Hardware an Schüler:innen und beim Akquirieren von Spenden können wir jede Hilfe gebrauchen. Wichtig ist vor allem, dass unser Anliegen die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient hat. Erzählt es weiter und unterstützt uns so bei unserer Mission für mehr Chancengleichheit unter Schüler:innen.“
Mit ihrem Engagement handelt die Initiative nicht nur sozial, sondern auch nachhaltig. Denn Hand aufs Herz – oftmals sind die heimischen Rechner eigentlich noch vollkommen funktionsfähig und werden nur durch ein neueres, leistungsfähigeres Modell ausgetauscht. Statt die ausrangierten Computer, Laptops oder Tablets also in den Elektroschrott zu schmeißen oder verstauben zu lassen, kann so Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien der gleiche Zugang zu Bildung geboten werden – das ist gelebte Chancengleichheit.
Fotos Hey, Alter!
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