Zwischen Zeit und Raum

ReferenzRäume
8. Mai | Kunstmuseum (WOB)
kunstmuseum.de

Das Ausstellungs- und Publikationsprojekt „ReferenzRäume“ des Konzeptkünstlers Mischa Kuball startet am 8. Mai im Kunstmuseum Wolfsburg.

Ein Hochhaus, das wochenlang kryptische Lichtzeichen in den nächtlichen Stadtraum hinausstrahlt, eine ehemalige Synagoge, aus deren Fenstern gleißendes Licht die Umgebung erhellt oder ein Ensemble von weltweit gespendeten Straßenlaternen als Solidaritätserklärung an die vom Erdbeben zerstörte neuseeländische Stadt Christchurch: Es sind vor allem starke Interventionen im öffentlichen Raum wie diese, die den Konzeptkünstler Mischa Kuball international bekannt gemacht haben. Mit seinen Installationen, Performances, Fotografien und Projektionen erforscht Mischa Kuball urbane Situationen, architektonische Strukturen und gesellschaftliche Rezeptionsmuster. Dabei verfolgt er einen Raum und Zeit übergreifenden Netzwerkgedanken. Das Ausstellungs- und Publikationsprojekt „ReferenzRäume“ bietet erstmals einen retrospektiven Querschnitt durch Mischa Kuballs Werk der letzten drei Jahrzehnte.

 

Von der Höhle bis zu den Sternen spannen sich sowohl der konkrete thematische Bogen als auch das Spektrum der Inszenierungen der in der Ausstellung „ReferenzRäume“ präsentierten Werke. Sie stellen eine Auswahl der grundlegenden künstlerisch umgesetzten Ideen und konzeptuellen Ansätze Mischa Kuballs vor. Vor allem seine großen Rauminstallationen zeigen, wie der Einsatz von Licht bei ihm stets mit der Reflexion gesellschaftlicher, sozialer, philosophischer, politischer und (natur-)wissenschaftlicher Fragestellungen verbunden ist und auch zur Selbstreflexion der BetrachterInnen anregen kann.

Thematisiert wird in den Werken des 1959 geborenen Künstlers die immer aktueller werdende Fragestellung nach der Unterscheidung zwischen Schein und Sein beziehungsweise Abbild und Wirklichkeit („platon’s mirror“, 2011). Mischa Kuball hinterfragt, was ein Bild sein und wie es produziert werden kann, er differenziert zwischen der Realität und den Möglichkeiten ihrer Reproduktion („platon’s mirror_image apparatus_ct_blitz“, 2011). Er übersetzt komplexe Gehirnaktivitäten in skulpturale Objekte und überträgt diese in den Raum: Das Fassen, Ausdrücken und Darstellen von Gedanken als Vorstufe von Kommunikation wird bei „broca Re:Mix“ (2007) visualisiert. „Five suns/after Galileo“ (2018) wiederum reflektiert historische wie zeitgenössische Auseinandersetzungen zwischen Wissenschaft und Kunst.

Frage nach realer Wirklichkeit
Die BesucherInnen der Installation „five planets“ (2015) mit den fünf rotierenden Spiegelkugeln versetzt Mischa Kuball in einen (Welt-)Raum zwischen Planeten, ein dynamisch bewegtes Universum ineinandergreifender Reflexionen und unendlicher Kombinationen von Zeichen. In solchen Rauminstallationen wird auf die medientechnische Entwicklung des Menschen angespielt: vom verblendeten Höhlenbewohner bei Platon zum wissenden Weltraumreisenden. Dieses Werk stellt aber auch gleichzeitig die klassische Verknüpfung der Lichtmetaphorik und ihrer Idee des aufklärerischen Denkens der Erfahrung sozialer und politischer Räume gegenüber. Kulturgeschichtliche Fragestellungen reflektiert Mischa Kuball in Werken wie „Magazin des 20. Jahrhunderts“ (1989/90) sowie in seiner neuesten, eigens für die Ausstellung in Wolfsburg konzipierten Arbeit „making of Mnemosyne (after Aby Warburg)“, (2021), die sich auf den berühmten Bilderatlas Aby M. Warburgs (1866–1929) bezieht.
In Mischa Kuballs ortsspezifischen, gesellschaftspolitisch motivierten und partizipatorischen Projekten verschränken sich öffentlicher und privater Raum. Die seit 2009 entwickelte Werkreihe „public preposition“ untersucht öffentliche Räume, stellt unsere Wahrnehmung von scheinbar vertrauten Umgebungen infrage und schafft Momente der Irritation.

Der fortlaufende Charakter der „public prepositions“ als offene Projektreihe eröffnet die Möglichkeit, aus der Dokumentation von Projekten neue Arbeiten oder Publikationen zu entwickeln. Einzelne Projekte, die Mischa Kuball nicht als abgeschlossene Werke versteht (wie die zunächst für Marfa in Texas entwickelte, dann in Berlin neu kontextualisierte Arbeit „Floater“), können nicht nur im Rahmen einer Ausstellung präsentiert und reinstalliert werden; das Konzept sieht vor, diese auch im urbanen Umfeld der ausstellenden Institutionen zu reinszenieren, ortsspezifisch zu modifizieren und weiterzuentwickeln. Kuratiert wird die Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg von Holger Broeker, kuratorische Assistenz ist Birte Hinrichsen.

Mischa Kuballs Publikation „ReferenzRäume“, herausgegeben von Andreas Beitin, Holger Broeker und Fritz Emslander, erscheint als Künstlerbuch im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König. Die Publikation mit dem umfangreichen, vom Künstler gestalteten Bildteil ist seit 2007 das erste übergreifende Kompendium zum Werk Mischa Kuballs. Texte von Lilian Haberer, Daniel Horn, Christina Irrgang und Marcus Steinweg bieten eine fundierte Auseinandersetzung mit zentralen Themen des Werkes; Deutsch/Englisch, circa 360 Seiten, 500 Abbildungen.

Erhältlich im Museumsshop oder unter shop.kunstmuseum.de

Text Kunstmuseum Wolfsburg
Fotos Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe und ONUK/ VG Bild-Kunst Bonn, Marek Kruszeski, Studio Mischa Kuball Düsseldorf , Museum der Moderne Salzburg/Kai Kuss

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Geschrieben von oeding_admin

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