Out of the Box

Der Musiker Katzosch hält wenig von Soundschubladen. Mit seinem Bandprojekt Greydenz geht er über die Grenzen des Normalen hinaus.

Unser Gehirn ist ein echter Ordnungsfreak: Es kategorisiert, labelt und sortiert jeden Menschen sowie alles Erlebte und Gehörte feinsäuberlich an seinen zugeordneten Platz, an dem bereits die Zeitgenossen Stereotyp und Vorurteil auf den neuen Input warten. Doch was tun, wenn man als Künstler ungefragt von der Musikindustrie, Journalisten und seinen Hörern einem Genre zugeordnet wird, mit dem man sich nicht identifizieren kann?

 

Für Katzosch, der als Solokünstler unter dem Bandnamen Greydenz auftritt, ist es das größte Bestreben, keine Stilrichtung zu haben. „Es ist wie alles und nichts zu sein. Ich versuche zeitlose Musik zu machen, die ganz frei ist“, offenbart Katzosch. Eine Weile beschrieb der Klangmaler seine Musik selbst als „experimentell“, jedoch lehnt er diesen Begriff heute kategorisch ab: „Für die Leute hat es irgendwie immer einen amateurhaften Beigeschmack. Schwierig zu sagen, was besser passen könnte. Individuell, neu … Das ultimative Wort habe ich selbst noch nicht gefunden.“ Dennoch arbeitet der Künstler stetig und emsig daran, das Hörverhalten der breiten Masse zu ändern. „Das ist ein unmögliches Ziel, das ich mir da gesetzt habe“, räumt der Individualist ein, „ich würde mir wünschen, dass die Leute offener für freie Künstler sind, da sie nur etwas für hörenswert erachten, das schon von der Plattenindustrie einen Stempel bekommen hat.“

Bereits 50 Releases hat der Profigitarrist bislang rausgehauen. Eine beachtliche Summe, wenn man vergleicht, dass die Rolling Stones nur auf 25 Studioalben in 58 Jahren Bandgeschichte kommen. Zuletzt arbeitete Katzosch an seiner Doppel-CD mit den Namen „Ungehorsam A“ und „Ungehorsamt B“. Das nächste Projekt wartet bereits in der Pipeline. Aber wie schafft man es, in so kurzer Zeit eine derart enorm große Diskografie aufzubauen? „Ich versuche einfach, den Spirit meiner Idee möglichst schnell einzufangen. Ich setze mich hin, bin von der Energie gehyped und versuche den Song, während ich ihn komponiere, zeitgleich aufzunehmen“, erläutert der Musiker seinen Schaffensprozess und konkretisiert: „Der Input kommt aus meinem Leben und Alltag. Wenn ich eine Idee habe, improvisiere ich ein bisschen und lasse noch Spielraum bei den Aufnahmen, damit sich dort etwas ereignen kann.“ So überrascht der Solokünstler nicht nur immer wieder seine Hörer, sondern auch sich selbst, etwa mit rohem Gitarren-Klang gepaart mit deutsch-polnischen Lyrics. „Ich finde Demoaufnahmen viel lebendiger als einen perfekt produzierten Song, der ja quasi nur eine Illusion ist“, begründet der unverwechselbare Tonkünstler, „ich bin lieber frei und veröffentliche das, was mir in den Kopf kommt.“

Einfach mal außerhalb der Genre-Box denken, sich innovativer Musik öffnen und authentisch-unbeeinflussten Independent-Künstlern eine Chance geben – das wünscht sich der Klangvirtuose Katzosch. Einen Einblick in sein kreatives Schaffen gibt es unter anderem auf Bandcamp. Seine Alben können bei ihm direkt bestellt werden. Von Spotify und Co wiederum hält der Ausnahmekünstler nicht besonders viel: „Ich empfinde es für Musiker nicht als ideal, da der Streaminganbieter, die Plattenfirma und der Hörer, der sich alles für kleines Geld anhören kann, am meisten davon profitieren. Dem Trend möchte ich mich nicht in den Rachen schmeißen. Es geht nicht nur um Klicks“, predigt Katzosch, der mit seinem Song „Nektarine“ sogar den Soundtrack für die ZDF-Produktion „Pixelschatten“ lieferte.

Der genrelose Musiker ist einer der wenigen, der seinem Weg kompromisslos treu bleibt. Dafür erhält er ein großes Lob.

Fotos Katzosch

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Denise Rosenthal

Geschrieben von Denise Rosenthal

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