Kulturgestein

Die Personalwechsel in der Brunsviga gehen weiter: Zum Februar hat auch der ehemalige Geschäftsführer Axel Uhde das Kulturzentrum verlassen. Axel hat mit uns sein kulturelles und musikalisches Schaffen Revue passieren lassen.

Fest verwurzelt in der hiesigen soziokulturellen Szene ist Axel Uhde nicht nur bekannt als begnadeter Rock- und Jazzmusiker, sondern gleichermaßen als Organisator von musikalischen Events und überraschenden Formaten wie etwa dem „Jazz & Crime“ sowie als Radiomoderator und Kabarettist. Im Wolters Kulturgarten konnte Axel 2020 zuletzt Bühnen-Feeling genießen, seitdem herrscht für den Musiker wie für so viele andere kalter Entzug.
Nach langjähriger Arbeit bei Radio Okerwelle zog Axel Uhde 2015 in die Geschäftsräume der Brunsviga, wo er die vergangenen fünf Jahre im Führungsteam beschäftigt war. Dort leitete und koordinierte er insbesondere die Modernisierung und den Umbau des Kulturzentrums. Zum Februar dieses Jahres entschied sich Axel jedoch, die Brunsviga zu verlassen und sich nun vermehrt dem eigenen künstlerischen Schaffen zu widmen. Vorerst übernimmt der neue künstlerische Leiter Jörg Heckmann Teile von Axels Aufgaben in der traditionsreichen Kultur-Location des Östlichen Ringgebiets.

 

Für seinen kreativen Geist brauchte Axel immer schon Freiheit, Zeit und Raum für Ideen und Entfaltung und so arbeitete der mittlerweile fast 65-Jährige nach seinem Germanistik- und Politikstudium als freier Rhetorik-Dozent, probierte sich mit Kwänglmeier im Kabarett und der Band Clever und Smart im Soul.
Nachdem sich die Truppe 1993 trennte, fanden sich glücklicherweise die Die Personalwechsel in der Brunsviga gehen weiter: Zum Februar hat auch der ehemalige Geschäftsführer Axel Uhde das Kulturzentrum verlassen. Axel hat mit uns sein kulturelles und musikalisches Schaffen Revue passieren lassen. Feinen Herren zusammen – Braunschweigs wohl bekannteste Classic-Rockband, in der er sich unter anderem zusammen mit Helge Preuß richtig schön austoben kann. Nach gut vierzehn Jahren, in denen Axel die Karlstraße 35 sein berufliches Zuhause nennen konnte, geht eine große Ära des Kultur- und Musikurgesteins vorbei. „Wichtig! Zentral! Prägend!“, betitelt Axel seine Zeit in der Brunsviga im Gespräch mit SUBWAY. Tränen wurden auf dem Weg in den Ruhestand aber nicht vergossen, denn Ideen für kommende Projekte sprudeln bereits. Wir haben mit dem Musiker, Moderator und Konzeptentwickler über die vergangene Zeit in der Brunsviga, seine musikalische Sozialisation und die aktuelle Kultursituation gequatscht.

Axel, was hat dich 2015 dazu bewegt, von Radio Okerwelle in die Geschäftsleitung der Brunsviga zu wechseln?
Ich fand es spannend, kurz vor meinem 60.Geburtstag noch einmal etwas Neues starten zu können. Außerdem ist mir die Brunsviga ja schon seit ihrer Gründungszeit in den 1980er-Jahren immer nahe gewesen.
Ich weiß gar nicht, wie viele Auftritte ich dort schon absolviert habe und wie viele Künstler ich dort erleben durfte.

Was hat dich wiederum jetzt dazu bewegt, deine Arbeit in der Brunsviga zu beenden?
Ich werde am 16. März 65 Jahre alt und da sich das Brunsvigateam momentan gerade personell neu aufstellt, fand ich es angebracht, Platz für neue Menschen und Ideen zu machen. Meine eigene künstlerische Entwicklung habe ich nun auch durch die Arbeit bei Okerwelle und in der Brunsviga lange genug hinten angestellt. In mir reifen gerade ein paar Ideen, von denen ich hoffe, dass ich sie demnächst auch umsetzen kann.

Wie ist deine Sozialisation als Musiker in Braunschweig verlaufen?
Ich hatte sieben Jahre lang Klavierunterricht an der Städtischen Musikschule. Zur Konfirmation habe ich eine Gitarre bekommen und mir schnell ein paar Griffe beigebracht, dabei habe ich gemerkt, dass es mir Freude macht, dazu zu singen. Außerdem waren mein Vater und mein großer Bruder auch musikalisch und das färbt dann natürlich ab. An meiner Schule – dem MK – habe ich mit 16 in einer Band gespielt, das war natürlich prima. Partys im Fahrradkeller beschallen, was will man mehr. Außerdem hatte ich mit Uschi Syring- Dargies eine fantastische Musiklehrerin, die mir viel geholfen hat. Mit Uschi bin ich immer noch in Kontakt und manchmal sind wir auch zusammen auf der Bühne, das ist immer sehr schön. Braunschweig hat dabei die Rolle gespielt, dass ich mich in meiner Heimatstadt immer wohlgefühlt habe und hier schon immer eine aktive und hochwertige Szene vorhanden war.

Wann hast du beschlossen, dein Leben der Musik und Kultur zu widmen? Wer waren dabei deine wichtigsten Wegbegleiter und Vorbilder?
Es gab kein Erweckungserlebnis, das entwickelte sich einfach so. Vorbilder? Das ist schwierig, eher nicht. Beim Thema Kabarett war der große Wolfgang Neuss ein Auslöser, mich mehr damit zu befassen. Ein unglaublicher Typ. Musikalisch waren es die Beatles, Otis Redding, Marvin Gaye oder die Foundations. Durch deren Musik habe ich gelernt, zuzuhören. Wegbegleiter nenne ich jetzt nicht, sonst vergesse ich noch jemanden und das wäre mir unangenehm. Das Schöne ist: Die meisten Kontakte haben gehalten und darum habe ich jetzt wirklich ein riesiges Netzwerk. Helge Preuß ist seit 30 Jahren mein ganz enger Verbündeter, von dem lerne ich immer noch. Ganz eng zusammen arbeite ich aktuell und schon seit langem mit Fritz Köster, Geza Gal und Michael Brünig.

Das Studio von Radio Okerwelle und die Brunsviga teilen sich ein Gebäude – fühlt sich deine berufliche Entscheidung heute härter an als vor fünf Jahren, als du zur Brunsviga gewechselt bist?
Anders. Endgültiger. Hart auf keinen Fall. Ich habe jetzt weniger Verpflichtungen und mehr Freiheiten und solange ich gesund bleibe, kann ich weitgehend selbstbestimmt leben und arbeiten. Das ist gut.

Du konntest im Sommer im Wolters Kulturgarten auftreten. Welche Bedeutung hatten die wenigen Auftritte, die du 2020 spielen konntest, für dich?
Ich habe die große Wertschätzung des Publikums gespürt und für mich selber gemerkt, dass ich wirklich sehr, sehr gerne auf der Bühne arbeite. Was die Initiatoren des Wolters Kulturgartens geleistet haben, ist großartig, und dass ich dort dabei sein durfte, hat mich sehr gefreut.

Kommst du viel mit Braunschweiger Nachwuchsmusikern in Berührung?
Ohne meinen Freund Andy Bermig hätte ich wenig bis keinen Kontakt zu jungen MusikerInnen gefunden. Ich bin ihm dafür sehr dankbar, dass er das bei den BBG-Open-Airs durchgesetzt hat, dass wir immer junge und auch sehr junge Leute mit auf der Bühne hatten. Aktuell gut und fleißig sind die Esprits.

Wie erklärst du dir, dass die Kultur- und Veranstaltungsbranche vergleichsweise wenige Hilfen in der Corona-Krise bekommen?
Ich glaube nicht, dass man das so allgemein sagen kann. Die institutionalisierte Kultur, also die im Besitz der öffentlichen Hand ist Förderzusagen läuft wie die Brunsviga, wird ganz gut aufgefangen. Was die freien Anbieter anbelangt, entscheidet ja tatsächlich der Wohnort darüber, wie die Hilfen fließen und da hat die Stadt Braunschweig gut gehandelt. Viele meiner FreundInnen wohnen aber in den umliegenden Landkreisen und da sieht die Welt ganz anders aus. Was ich ganz allgemein sagen kann: Es rächt sich jetzt, dass freie kreative Menschen keine Interessenverbände haben. Diejenigen, die am besten mit Formularen klarkommen, werden die Corona-Zeit besser überstehen. Die freien BühnenbauerInnen, BeleuchterInnen und Tonleute sind richtig beschissen dran.

Was meinst du, welche nachhaltige Lücke durch diese Corona-bedingte Zwangspause in der Kulturbranche entsteht?
Kreative wollen und werden immer unter allen Bedingungen spielen wollen, das liegt in ihrer DNA. Wenn aber durch die oben genannten Branchen die Infrastruktur wegbricht, wird es Probleme geben. Vor einem Jahr, als Corona losging, haben wir Auftritte verschoben, jetzt wissen wir, dass sie nicht nachzuholen sind. Vielleicht wird es irgendwann wieder so ähnlich wie vor 2020. Andererseits ist das Leben auch Entwicklung. Es wird weitergehen. Tun wir alle was dafür, dass es auch Freude macht.

Wie geht’s für dich dieses Jahr weiter?
Ich möchte gerne mit Helge Preuß, Geza Gal und Michael Brünig ein weiteres Album mit melodischen Jazzsongs aufnehmen, Texte schreiben und mit Fritz Kösters Bluestime ein paar neue Songs auf den Zettel kriegen. Dann gibt es noch ein angefangenes Projekt mit dem Autor Torsten Stelzner und natürlich möchte ich auch meine Reihe „Heimspiel“ im Hotel Nord wieder aufnehmen. Ansonsten sollen einige größere Veranstaltungen stattfinden. Deren Ankündigung möchte ich aber den Organisatoren überlassen. Was wirklich passieren wird, weiß doch aktuell keiner.

Fotos privat

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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