Karriere-Feinschliff

Mit Händchen und Köpfchen – eine sichere Zukunft im Handwerk

Die Corona-Pandemie hat uns einiges vor Augen geführt, besonders unsere eigenen vier Wände. Plötzlich waren wir gezwungen, stundenlang die gleiche Wand im Zimmer anzustarren. Der einzige Weg aus der Monotonie führte uns in den Baumarkt, um mit Farbe, Holz und Werkzeug unserem öden Heim neues Leben einzuhauchen. Bereits auf dem Rückweg holte uns dann die trübe Realität ein: Ohne Handwerker:in wirds ganz sicher schief, fleckig und laienhaft – nur sind genau diese seit Jahren begehrte Mangelware. Zum einen scheint es oftmals schier unmöglich, einen Termin zu bekommen. Zum anderen gibt es immer weniger Vollblut-Tüftler:innen, die mit Leidenschaft und der nötigen Fachkompetenz die speziellen Wünsche der Kund:innen erfüllen können. In den vergangenen Jahren ergriffen immer weniger junge Leute ein Handwerk. Somit ist eine handwerkliche Ausbildung wahrlich etwas Besonderes in Zeiten einer nahezu ausnahmslosen Studierenden-Elite. Doch es gibt sie noch, die geschickten Hände und klugen Köpfe.

 

Lina Vogel hat sich entschieden, diesen ehrbaren Weg einzuschlagen. Nach ihrem Abitur hat die 20-Jährige eine Ausbildung in der Lagerlogistik bei einem Autokonzern begonnen. Dabei wusste sie bereits nach dem ersten Ausbildungsjahr, dass sie in diesem Bereich nicht weiterarbeiten möchte: „Ich war einfach unglücklich mit dem, was ich jeden Tag gemacht habe“, erklärt sie. Ausschlaggebend für die danach folgende Wahl ihrer Ausbildung zur Tischlerin war unter anderem die Gewissheit, dass Handwerker:innen immer gesucht werden und dass es schlichtweg ein Beruf mit sicherer Zukunft sowie einer guten Mischung aus Herausforderung und Kreativität ist. Abgesehen von den guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, ist für viele angehende Handwerker:innen vor allem eine zukünftige Selbstständigkeit interessant. Auch Lina strebt dieses Ziel auf lange Sicht an. „Zwar nicht direkt nach der Ausbildung, weil es mir für den Einstieg in die Arbeitswelt wichtig ist, Erfahrungen zu sammeln, aber nachdem ich das Handwerk kennen- und erlernen konnte, möchte ich unbedingt eigenständig Produkte entwickeln und meine Geschäftsideen verwirklichen“, berichtet die
Auszubildende stolz.

 

STECKBRIEF:
Name Lina Vogel
Alter 20
Ausbildungsberuf Tischlerin
Berufseinstiegsjahr 2021 (1. Lehrjahr)
Dein Berufsalltag in drei Worten:
· kreativ
· abwechslungsreich
· herausfordernd

 

Zukunft bauen
Möbel, Fenster, Türen, Treppen oder Innenausbau – mit einer Tischler:in-Ausbildung gibt es kaum Grenzen für das autonome Entwerfen und Herstellen von Produkten rund ums Wohnen: „Ein wesentlicher Vorteil ist auf jeden Fall, dass man handwerkliche Tätigkeiten eben oft im privaten Alltag benötigt. Es ist wirklich nützlich, auftauchende Probleme im Haushalt selbst lösen zu können und Dinge zu reparieren oder selbst herzustellen, anstatt sie neukaufen zu müssen.“
Für Schreiner:innen ist Holz das Basismaterial, aber sie arbeiten darüber hinaus auch mit Kunststoff, Glas, Metall und Stein. Ebenso vielfältig wie die Rohstoffe sind die verschiedenen Berufe im Holzgewerbe, die einerseits ausgezeichnete Perspektiven und andererseits einen vielfältigen, abwechslungsreichen Berufsalltag garantieren. Neben der Tischler:in-Ausbildung kann man ebenfalls als Holzbildhauer:in, Flechtwerkgestalter:in oder Holzspielzeugmacher:in mannigfaltige Produkte nach individuellen Vorstellungen und Ansprüchen erschaffen.Gestalterisch und künstlerisch lässt es sich also gerade in diesen Feldern voll und ganz ausleben. „Man hat so viele Möglichkeiten und eigentlich ist für jeden etwas dabei. Deshalb finde ich es cool, dass auch immer mehr Frauen diesen Weg einschlagen. Mein Betrieb ist zum Beispiel keine reine Männer-Domäne. Das Verhältnis ist ausgewogen“, freut sich Lina. Handwerk ist eben nicht nur für jedermann, sondern auch für jede Frau. Mädels bereichern die Branche tatkräftig und verabschieden somit gleichzeitig stereotypisierte Karriere-Vorurteile. Sie können das alles ebenso wie Männer selbst in die Hand nehmen und handwerklich unabhängig sein.

„Das Schöne in meinem Betrieb ist auf jeden Fall die Familiarität. Aufgrund der wenigen Mitarbeiter:innen ist das Team eng verbunden. So eine entspannte und respektvolle Atmosphäre zwischen den Kolleg:innen ist für alle Projekte, die gute Zusammenarbeit verlangen, entscheidend“, erläutert die angehende Tischlerin und fügt hinzu: „Harmonie und ein freundschaftliches Umfeld sind mit Sicherheit für viele Auszubildende ein großer Vorteil im Bereich des Handwerks.“
Der Berufszweig hält ständig neue Herausforderungen bereit und unterbreitet die Möglichkeit für schöpferische Verwirklichung. Die größte Motivation für Lina: „Selbstständig arbeiten zu dürfen und meine Kreativität auszuleben. Auch endlich Spaß an meiner Arbeit zu haben und zu spüren, wozu ich mit meinem ganzen Körper fähig bin und was ich schaffen kann.“ In der Tischlerei kann sie eigenständig und gleichzeitig eng mit Kund:innen und Unternehmen zusammenarbeiten, wodurch sie Erfahrungen im Kund:innenaustausch und in großen Projekten sammeln kann. Dabei sind geschickte Hände nicht alles. Es braucht auch (technischen) Verstand für die Planung und Entwicklung eines optimalen Produktes. Die Qualität der Werke und der Spaß am Handwerk entfacht gleichzeitig zufriedene Kund:innen – also nimm deine Zukunft selbst in die Hand.

 

Text Michelle Abdul-Malak
Fotos Kzenon-stock.adobe.com, privat

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