Hey, Soulsisters!

Kleopetrol

16. Juli |
Wolters Applaus Garten (BS)
applaus-kulturproduktionen.de

Die wohl sexieste Soulband der Region Kleopetrol kommt am 16. Juli
mit neuem Stoff in den Wolters Applaus Garten.

Aretha Franklin, The Supremes, Marvin Gaye – wir alle kennen die großen Namen eines der einflussreichsten Genres überhaupt: des Soul. In den 60er-Jahren entwickelte sich die Stilrichtung aus dem Rhythm and Blues und dem Gospel und entfaltete ihre kraftvolle Magie unter anderem im Zuge des Kampfes vieler Afroamerikaner gegen Segregation und für Gleichberechtigung. Schwarze Musik wurde Ausdruck eines politischen Widerstands und konnte sich gleichzeitig als die Unterhaltungsmusik schlechthin etablieren. Selbst die Füße weißer ZuhörerInnen blieben nicht mehr still, wenn der Spirit des Soul zu ihnen rüberschwappte.
Die beinahe in Vergessenheit geratenen Klänge von energetischen Bläsern, emotionsgeladenen Vocals und einem unvergleichlichen, unterschwelligen Groove lässt das Braunschweiger Funk- und Soulkollektiv Kleopetrol seit 2018 wieder aufleben. Angefangen mit Coverversionen großer Soul-Klassiker, fährt die siebenköpfige Band inzwischen ihren ganz eigenen Stil – eine Mischung aus Soul, Funk und Pop, mit starker politischer Note und einem auffallenden Sinn für Ästhetik. 2020 haben Kleopetrol mit „When This Sh*t Is Done“ den perfekten Soundtrack für den Lockdown geliefert; mit „High Alert 2020“ haben sie im November mächtig nachgelegt und ihre Stimme für Female Empowerment erhoben. Kaum eine andere regionale Band geht mit so einer Professionalität, Energie und woker Präsenz voran, wie es Kleopetrol aktuell tun – ein goldschimmernder, besonders heller Stern an Braunschweigs Kulturhimmel. Wir haben der aufstrebenden Truppe einen Hausbesuch abgestattet und glamouröse Einblicke in die Soulwelt von Kleopetrol erhascht.

 

This is Soul, man!
Betritt man das Haus vom Kleopetrol-Frontcouple Tiana und Billy Ray, so überkommt einen direkt das Gefühl, in einer kreativen Oase aus einer anderen Zeit gestrandet zu sein: goldene Dekoelemente soweit das Auge reicht; geöffnete Fenster mit buntem Glas im Jugendstil, warme Sommerluft verweht federleichte Vorhänge und mittendrin eine plüschig-samtige Sitzecke, auf der wir es uns für unser Gespräch gemütlich machen. Auf dem gläsernen Couchtisch wartet „Der weiße Fleck“ von Mohamed Amjahid darauf, weitergelesen zu werden.

Gerade erst haben Kleopetrol beim interdisziplinären Projekt The Art Of partizipiert – nun stehen langsam aber sicher wieder Shows für den Sommer an. „Irgendwie haben wir es trotz Corona ein bisschen geschafft, im ‚Braunschweiger Mainstream‘ anzukommen“, beginnt Frontmann, Schlagzeuger und Producer Billy Ray, wie für ihn typisch im stylischen Anzug und halb aufgeknöpften Hemd, zu erzählen. Noch vor zwei Jahren haben die sieben MusikerInnen von Kleopetrol kleine Kneipen wie die Barnaby’s Blues Bar mit ihrem Soul beehrt, 2020 feierten sie zwei größere Gigs im Wolters Garten und auch dieses Jahr werden sie dort ordentlich Gas geben. Für ihre explosive Energie und eine starke, wenn nicht sogar majestätische Weiblichkeit steht auch der Bandname Kleopetrol.

Trotz der noch relativ frischen Bandgeschichte hat sich die Musik von Sängerin Tiana, Drummer Billy Ray, den Geschwistern an den Saiten Miriam und Lenny sowie den Bläsern Christian, Philipp und Robin bereits intensiv entwickelt: „Es hat sich teilweise für uns so angefühlt, als wären Funk und Soulmusik nur noch Entertainment. Je mehr man liest und über die Hintergründe der Musik lernt, desto stärker hat man das Gefühl, dass es wirklich respektlos ist, wenn man als weiße Person diese Musik nur benutzt, um Geld zu verdienen“, konstatiert Billy Ray. „Kulturelle Aneignung in der Musik ist auf jeden Fall ein Thema – gerade für uns, wenn wir uns als Weiße der Soulmusik bedienen.“ Deshalb beschäftigen sich er und seine Frau Tiana intensiv mit Rassismus und sind Teil der Braunschweiger Aufklärungs-Community Allies against Racism.

Gemeinsam reiste das Ehepaar auch schon in Länder wie Ghana, Kroatien oder Tianas Heimat Bosnien, um dort mit ihrem Verein If A Bird das Jugendprojekt „New Soul Generation“ auf die Beine zu stellen und jugendliche MusikerInnen zu empowern, an sich und ihr Talent zu glauben. „Je mehr Projekte wir gemacht haben, desto weniger hat sich das in unserer Kunst widergespiegelt, weil wir immer nur Covermusik gemacht haben. Irgendwann kam aber der Punkt, an dem wir als Band entschieden haben, mit unserem Funk und Soul so weit politisch zu werden, wie wir es gerade für nötig halten“, schildert Billy Ray. Und die politische Message ist klar: Kleopetrol sind antifaschistisch und feministisch, positionieren sich klar gegen Rassismus sowie Sexismus und bespielen gern Anti-AfD-Demos. Die Zeit, politisch und aktivistisch laut zu werden, ist jetzt.

 

 

 

 

 


Alerta!

Auch für Kleopetrol verlief das Jahr 2020 nicht wie geplant. Obwohl die Band schon einiges an neuer Musik geschrieben hatte, regte die Pandemie ihre Kreativität noch einmal auf ganz andere Art und Weise an. „Die alten Songs fühlten sich plötzlich nicht mehr so modern an, weil wir uns letztes Jahr stark weiterentwickelt haben. Da kam im Mai ‚When This Sh*t is Done‘ irgendwie ganz von selbst“, blickt der Drummer auf diese Zeit zurück. Auch das Attentat in Hanau sowie der gewaltsame Tod des schwarzen US-Amerikaners George Floyd erschütterte uns alle vergangenes Jahr und hat zu einer erneuten Aufarbeitung von Rassismus geführt – so auch bei Kleopetrol: „Wir haben da eine totale Entwicklung durchgemacht und es ist täglich Arbeit“, so der Bandleader. „Irgendwie hat zu der Black Lives Matter-Bewegung ein zeitgemäßer Soundtrack gefehlt – wo ist die Politik in der Musik?“, fragt Billy Ray, der sich auf seinem eigenen Instagram-Kanal
@smartanswerstosimplequestions kritisch mit seinem eigenen Weiß-Sein auseinandersetzt.

Aus all der Wut und Empörung über sämtliche Bad News, die sich insbesondere im vergangenen Jahr gehäuft haben, entstand im November 2020 schließlich die Single „High Alert 2020“ inklusive grandiosem Musikvideo und jeder Menge feministischer Energie. „Dieser Song soll ein Power-Statement sein – wir wollen Musik wieder politisch relevant machen. Das ist auch unsere Aufgabe und Verantwortung als Künstler!“, fordert Billy Ray. Für Kleopetrol ist der Soul das beste Genre dafür: „Uns geht es auch um die Teilhabe und den Austausch mit anderen. Soul und Funk sind die Musikrichtungen, in denen jeder sofort teilhaben kann. Egal, was du mitbringst – es bereichert den Soul. Und das ist in keiner anderen Musikrichtung so!“ Diese Linie verfolgen Kleopetrol auch auf ihrem Debüt-Album, das im Sommer erscheinen soll. Am 16. Juli gibt es im Wolters Applaus Garten schon mal einen Vorgeschmack auf die neuen, eigenen Songs des Albums und wir sind uns schon jetzt sicher: Die Platte wird heiß!

Fotos Marylin Rangel

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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