Das junge Braunschweiger Start-up Re-Athlete produziert Sportswear aus herrenlosen Fischernetzen und Industrieplastikabfällen.
Nachhaltigkeit ist in unserer Gesellschaft zum inflationären Trendausdruck geworden. Besonders große Weltkonzerne missbrauchen den Begriff gern, um sich mit einem grünen Image reinzuwaschen. Eine kapitalistische Praktik, die den eigentlichen Zweck jedoch verfehlt. Glücklicherweise zeigt die derzeitige Start-up-Szene einen anderen Zeitgeist. Hinter ihren nachhaltigen Geschäftsmodellen steckt progressive Ernsthaftigkeit. Schließlich wissen wir alle, dass wir jetzt handeln müssen, um eine Klimakatastrophe zu verhindern und Menschen besonders in Billiglohnländern zu schützen.
Das Braunschweiger Start-up Re-Athlete möchte kein Teil des Problems sein. Die 2016 gegründete Sportbekleidungsmarke bietet vielmehr innovative Lösungen und Ideen, um die Textilindustrie zu entschleunigen und zeitgleich die Meere von Plastikmüll zu befreien. Als grünes Unternehmen gehen sie mit gutem Beispiel voran und zeigen, dass ein durchweg nachhaltiges Geschäftskonzept funktionieren kann.
Kompromisslose Green-Fashion
Nachhaltigkeit war für die Re-Athlete-Gründer Alina Hische und Johannes Skowron schon länger ein wichtiges Thema. Seit Jahren ernähren sie sich vegetarisch, achten beim Einkauf auf ökologische Waren und verfolgen interessiert neue umweltbewusste Konzepte. „Die Geschäftsidee kam uns im Sommer 2016, als wir keine geeignete Sportbekleidung finden konnten, die sowohl aus nachhaltigen Materialien als auch in einer fairen und regionalen Herstellungsweise produziert wurde“, erzählt Johannes. Anstatt darauf zu warten, dass andere Unternehmen in ferner Zukunft auf dieselbe Idee kommen, hat das junge Paar die Initiative selbst ergriffen und Re-Athlete gegründet.
Das junge Unternehmen ist durchweg auf Nachhaltigkeit getrimmt. Die Sportswear besteht aus der patentierten ECONYL Nylon-Faser, die aus alten herrenlosen Fischernetzen und anderen Industrieplastikabfällen recycelt wird. Bis zum November vergangenen Jahres konnte Re-Athlete deshalb bereits 2,15 Tonnen dieser Nylonabfälle wieder nutzbar machen.
Doch ist Bekleidung aus Plastik wirklich nachhaltig? Ja! Laut der Umweltorganisation WWF fließen jede Minute rund 15 Tonnen Plastik in die Ozeane. Die Bergung des Mülls hilft also dabei, Umwelt und Tiere von diesen Massen zu entlasten. Um auch der unsichtbaren Gefahr des Mikroplastiks entgegenzuwirken, empfiehlt sich außerdem, die Recycling-Sportswear in einem Guppyfriend Washing Bag zu waschen, da sich Kunstfasern beim Reinigen lösen und über das Abwasser in Flüsse und Meere gelangen können.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Jungunternehmens ist die On-Demand-Fertigung. Mit der Herstellung auf Nachfrage können so Ressourcen nachhaltig und bedarfsgerecht genutzt und eine Überproduktion verhindert werden. Mit diesem Konzept konzentriert sich Re-Athlete auf die Qualität ihrer Mode und stellt sich bewusst gegen den Überfluss der Fast-Fashion-Industrie. Die atmungsaktive Sportswear ist zeitlos und folgt weder Trends noch ausgefallenen Designs. Genäht werden die Bestellungen entweder vor Ort im Re-Athlete-Store oder bei Partnernähereien wie der Lebenshilfe.
Zurzeit hat das Start-up-Team alle Hände voll zu tun. Im Herbst zeigte sowohl das ZDF als auch der NDR einen Beitrag über das Braunschweiger Unternehmen. Der großen Nachfrage nach TV-Ausstrahlung war die On-Demand-Produktion von Alina und Johannes jedoch noch nicht gewachsen. „Die momentane Lieferzeit von acht bis zehn Wochen wollen wir ab April wieder auf zehn bis vierzehn Tage reduzieren“, erläutert Johannes, „mittlerweile haben wir weitere Partnernähereien und Schneiderinnen an Bord, mit denen wir auch diese Nachfrage bedienen können. Der Großteil unserer KundInnen kauft gerade wegen unseres Konzepts bei uns ein und wartet deshalb auch gern auf die Textilien.“ Übrigens ist auch das Shoppingerlebnis im Re-Athlete-Online-Store klimaneutral. Zur Kompensation des CO₂-Ausstoßes durch Webserver und Computer leistet das umweltbewusste Kleidungsunternehmen eine Ausgleichszahlung an das Klimaschutzprojekt „Waldökologie, Deutschland Plus“.
Ausdauer beweisen
Klare, realistische Ziele und progressive Visionen sind das A und O für eine erfolgreiche Start-up-Gründung. Aber auch Fleiß und die Bereitschaft, Überstunden zu schieben, gehören besonders zu Beginn der Aufbauphase dazu. Alina und Johannes waren bis 2019 sogar einer Doppelbelastung ausgesetzt – tagsüber schmissen sie Re-Athlete und nachts schmökerten beide für ihr Studium in den Büchern. „Grundsätzlich ist der Schritt in die Selbstständigkeit immer ein großes Unterfangen“, weiß Johannes, „wenn man den Arbeitsaufwand nicht scheut, können wir die Gründung während des Studiums aber vollkommen empfehlen. Man lernt unheimlich viel und ist noch nicht in einer Lebensphase, in der es wichtig ist, viel Geld zu verdienen.“
In den vergangenen vier Jahre wurden die cleveren Gründer abermals mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. „Da wir weder Fremdkapital von der Bank oder Wagniskapital von Investoren aufgenommen haben, mussten wir stets alle Gewinne reinvestieren und mit sehr wenig Kapital möglichst viel schaffen“, erklärt Johannes, „glücklicherweise hat sich der Zustand mittlerweile geändert. Nun stehen wir aber schon vor neuen Herausforderungen: Momentan müssen wir neue Strukturen aufbauen, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Dafür ziehen wir in neue Räumlichkeiten und haben weitere MitarbeiterInnen eingestellt.“ Im ehemalige Tegtmeyer in der Kreuzstraße wird der neue Store ab dem 1. April zu finden sein und für das Team neue spannende Möglichkeiten bereithalten. „Durch das größere Geschäft können wir unsere eigene On-Demand-Produktion anders strukturieren und schneller beziehungsweise effizienter arbeiten. Wir haben deutlich mehr Platz für unsere Produktion, unser Office-Team und für unsere Rohstoffe“, so der sympathische Gründer.
Mit viel Geduld, hoher Arbeitsbereitschaft und einem innovativen Konzept haben Alina und Johannes Re-Athlete als nachhaltige Sportswear-Brand etabliert. Doch ihre Ideen und Träume sprießen weiter: „Wir möchten der erste Ansprechpartner für Privat- und Geschäftskunden werden, wenn es um nachhaltige Textilien und Equipment in der Sportbranche geht. Mit unseren Produkten sprechen wir nicht nur Privatleute, sondern auch Vereine und Unternehmen an, welche die nachhaltige Activewear für Teams, Events oder Mitarbeiter benötigen und dies auch öffentlichkeitswirksam kommunizieren möchten. In diesem Jahr möchten wir unsere eigene On-Demand-Produktion deutlich ausbauen und weitere nachhaltige Stoffe in unser Portfolio aufnehmen. Wir testen zurzeit neue Recyclingmaterialien und kreieren neue Schnitte und Designs.“
Das vergangene Jahr 2020 war tatsächlich das erfolgreichste Geschäftsjahr in der jungen Firmengeschichte. Mit ihrem nachhaltigen Unternehmenskonzept gestalten Alina und Johannes die Modeindustrie neu. Schön zu sehen, dass auch immer mehr KonsumentInnen ihren Fokus auf Umweltschutz legen. Der Erfolg von Re-Athlete spricht schließlich für sich.
Fotos Re-Athlete GmbH
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