Kennt ihr eigentlich schon…
… Stadträtin Dr. Christine Arbogast?
Wer wollte als Kind eigentlich alles Bandmitglied bei Udo Lindenberg werden? Mit diesem extravaganten Kindheitstraum überrascht uns in diesem Monat Dr. Christine Arbogast, die dann aber doch eine ganz andere Karriere in der Öffentlichkeit eingeschlagen hat. Bevor sie Stadträtin in Braunschweig wurde, mischte die gebürtige Stuttgarterin viele Jahre wissenschaftlich und bildungspolitisch im Schwabenland mit, war schließlich sogar stellvertretende Oberbürgermeisterin von Tübingen. Zu uns kam die promovierte Historikerin im Oktober 2018 und seither kümmert sie sich als Leiterin des Dezernats 5 (Soziales, Schule, Gesundheit und Jugend) insbesondere um neue Kitaplätze, Alterspflegeangebote und Nachbarschaftszentren und kämpft gegen Armut und Diskriminierung. Ein „echtes Allround-Talent“, wie die SPD-Ratsfraktion zu ihrem Amtsantritt gesagt hat. Seit Beginn der Pandemie führt Christine Arbogast auch den hiesigen Corona-Krisenstab, viele kennen ihr Gesicht inzwischen von den regelmäßigen Update-Videos der Gefahrenabwehr. Privat verbringt sie ihre Freizeit gerade am liebsten auf dem Sofa, mit der Familie, beim Sport oder mit Lesen. Und wenn wir Corona nicht hätten, würde sie gern wieder regelmäßig schwimmen gehen. Frau Arbogast hat drei Kinder und einen Mann, mag nicht nur Udo, sondern auch Soul, Rock, Hip-Hop und – dank ihrer Tochter– sogar K-Pop. Wenn sie ihren Job einen Tag lang mit jemandem tauschen könnte,
wäre sie am liebsten Rennfahrerin.
Frau Arbogast, Sie sind in Stuttgart geboren.
Wieviel Schwabe steckt heute noch in Ihnen?
Ha no, wenn Se mi so froged, I ko jedafalls no a bissle schwäbisch, wenns sei muas. Un im Gegesatz zu dene Niedersachsa, verschtoh I au den Minischdrbräsidenda aus Bada-Würdabärg im Fernsäh.
Wie haben Sie Braunschweig als Zugezogene kennengelernt?
Flach – also mit Bergen, die ganz offensichtlich keine sind: Schwarzer Berg, Gaußberg, Nußberg. Und ansonsten mit ausgesprochen aufnahmebereiten netten Menschen, die es an Karneval auch gerne mal krachen lassen.
Ihr Lieblingsplatz in BS?
Neuerdings: der Moorhüttenteich. Lässt sich bei einem Spazierganz in einer guten halben Stunde umrunden und bietet in jeder Jahreszeit schöne Stimmung.
Wie ist es, Stadträtin einer „fremden“ Stadt zu sein?
Das hätten Sie mich im Oktober 2018 fragen müssen. Mittlerweile ist mir Braunschweig nicht mehr fremd. Als Sozialdezernentin komme ich
viel herum in der Stadt.
Das Schönste am Stadträtin-Sein?
Es ist eine sehr abwechslungsreiche Aufgabe mit Potenzial für Überraschungen. Welche Dimensionen die Zuständigkeit für ein Gesundheitsamt haben kann, darüber hatte ich mir vor Amtsantritt nicht so intensiv Gedanken gemacht. Aber so anstrengend es auch ist, so ist es auch schön in einem Bereich zu arbeiten, in dem ich mitgestalten und etwas verändern kann.
Und das Schlimmste?
Probleme manchmal nicht befriedigend oder nicht schnell genug lösen zu können.
Haben Sie verkannte Talente?
Jede Menge, die sind aber so verkannt, dass ich sie nicht mal selbst nennen kann.
Was können Sie überhaupt nicht?
Dinge einfach stehen lassen, wenn ich sie für falsch halte.
Wofür brauchen Sie am meisten Disziplin?
Für‘s frühe Aufstehen.
Welche Gabe würden Sie gern besitzen?
Unter Wasser atmen können – ich bin leidenschaftliche Schwimmerin.
Ihr Held im Alltag?
Alle die ihr eigenes Leben riskieren, um anderen zu helfen.
Wie ist es für Sie, regelmäßig vor die Kamera zu treten?
Ich habe mich zwar ein wenig daran gewöhnt, bin aber meist trotzdem
etwas aufgeregt.
Werden Sie auf der Straße erkannt und wenn ja, empfinden Sie das als
eher positiv oder negativ?
Das weiß ich oft nicht, denn die Menschen kommen in der Regel nicht auf einen zu und sagen „Sie kenne ich doch!“, aber ich werde schon auch mal gegrüßt ohne zu wissen von wem. Dann grüße ich freundlich zurück. Ich habe bisher keine negativen Erfahrungen damit gemacht.
Wie ist es, immer wieder zu appellieren, wenn am Ende doch die Zahlen steigen?
Es zeigt, dass es weiterhin nötig ist zu appellieren.
Welche der Maßnahmen oder Einschränkungen stört Sie persönlich im
Alltag am meisten?
Die fehlende Nähe zu Familie und Freunden.
Gelingt es Ihnen, wirklich auch immer ganze 30 Sekunden lang
die Hände zu waschen?
Ja, wirklich! Mein persönlicher Rekord liegt sogar weit darüber!
Ihr Alltagstipp für mehr Gesundheit?
Puh, das ist aber eine Generalfrage, das ist sehr individuell. Bewegung an der frischen Luft ist auf jeden Fall mal nicht schlecht.
Wie fühlt man sich als Überbringer schlechter Nachrichten?
Herausgefordert.
Welche gute Nachricht würden Sie gern überbringen?
Dass das Coronavirus verschwunden ist.
Lohnt sich eine Diskussion mit Corona-Leugnern?
Diskussionen lohnen sich fast immer über fast alles. Wenn aber eine Person partout meint, es gäbe kein Corona, dann würde ich lieber über ein anderes Thema sprechen oder einfach nur zuhören. Anders verhält es sich mit Personen, die die Maßnahmen gegen Corona kritisieren. Ich halte es für wichtig, sich auch mit Positionen auseinander zu setzen, die nicht die eigenen sind.
Muss man ein besonders ruhiges Gemüt haben, um einen Krisenstab zu leiten?
Es ist sicher nicht hilfreich, wenn die Leiterin des Krisenstabes dauernd nervös herumzappelt. Insofern ist eine gewisse Ausgeglichenheit von Vorteil. Viel wichtiger noch ist es, als Krisenstab ein gutes Team zu sein und das sind wir in Braunschweig ohne Zweifel und daran haben Viele ihren Anteil.
Verlieren Sie manchmal die Nerven? Was bringt Sie so richtig auf die Palme?
Niemals! (lacht) Aber falls ich mich doch mal aufrege und mir sagt dann jemand, ich solle ruhig bleiben – das bringt mich wirklich auf die Palme.
Was für Menschen können Sie nicht ausstehen?
Das kann ich so pauschal nicht beantworten. Und ich habe schon Freundschaft geschlossen mit Menschen, die ich wahrlich nicht auf den ersten Blick mochte.
Was jagt Ihnen Todesangst ein?
Aktuell? Die Vorstellung, das Internet könnte eine Woche lang ausfallen.
Was denken Sie, wann unser Alltag wieder ganz normal ablaufen wird?
Das ist wirklich sehr schwer zu sagen und hängt von vielen Faktoren ab. Dieses Virus ist ein Miststück und fordert uns ein ums andere Mal neu heraus – Stichwort Mutationen. Aber schlussendlich haben wir es alle durch unser Verhalten und Verantwortungsbewusstsein mit in der Hand.
Ihr Rezept für den Weltfrieden?
Tue Gutes!
Fotos Anne Faden
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