Die nackte Wahrheit: Braunschweigs Erste Geige Josef Ziga

Kennt ihr eigentlich schon…

… Braunschweigs Erste Geige Josef Ziga?

Man könnte Josef Ziga als Wunderkind bezeichnen, denn bereits mit sieben Jahren lernte er das Geigenspiel, das sich schnell als außerordentliches Talent herausstelle. Schon während seiner Jugend tourte der 1971 in Serbien geborene Ungar mit seinem Instrument durch ganz Jugoslawien, absolvierte gleich zwei sehr gute Abiturabschlüsse und anschließend das Musikstudium in Belgrad – dort lernte er übrigens Srba Dinić kennen, den heutigen Generalmusikdirektor am Staatstheater Braunschweig. Heute sind die beiden dort Kollegen, denn Josef spielt bereits seit 1994 im Staatsorchester. In all den Jahren ist der talentierte Musiker nicht nur mit seiner Geige um die ganze Welt gereist, sondern als Stellvertretender Konzertmeister und Erste Geige auch in Braunschweig unersetzlich geworden: Er gibt den Ton an und sorgt mit seiner fröhlichen Ausstrahlung nicht nur musikalisch für eine gute Stimmung im Orchestergraben. 2016 gründete der 50-jährige Musiker das Ensemble „Josef & Friends“, mit dem er sich in unterschiedlichsten Locations auf eine musikalische Reise von Klassik über Jazz bis Pop begibt. Obwohl Josef in jungen Jahren auch eine Karriere als Profi-Fußballer in greifbarer Nähe hatte, konnte er sich ein Leben ohne seine Geige nicht vorstellen und so fiel seine Entscheidung zugunsten seiner großen Liebe zur Musik – und die hat der zweifache Vater und Opernliebhaber bis heute nie bereut.

 

Josef, wie bist du zur Musik gekommen?
Ich komme aus einer Musikerfamilie: Mama und Papa waren beide Pianisten. Ich spiele auch ein bisschen Klavier – allerdings nicht so gut! (lacht)

Was magst du lieber: Im Orchestergraben oder auf der Bühne zu spielen?
Beides ist schön, aber ich mag lieber die Bühne.

Welche Musik hörst du zum Entspannen?
Ich höre sehr gerne ABBA, Annie Lennox, Sting, Depeche Mode, Queen und The Cure. Aber am liebsten George Michael.

Bei welchem Song drehst du das Radio lauter?
Depeche Mode – „Enjoy the Silence“.

Musst du heute überhaupt noch Geige üben?
Ich übe täglich. Insbesondere, wenn ich ein neues Stück lernen muss.

Wie schwierig ist es, verschiedene Stücke parallel zu üben und aufzuführen?
Grade bereite ich zwei große Violinkonzerte vor: Korngold und Paganini. Gott sei Dank habe beide schon öffentlich gespielt! (lacht) Trotzdem muss ich viel, viel üben. Insbesondre das Violinkonzert Nr. 1 von Paganini…

Wie lange dauert die Vorbereitung für ein Sinfoniekonzert?
Schwer zu sagen… Kommt auf das Programm an. Ich würde sagen eine gute Woche. Allerdings das ist sehr individuell.

Hast du noch Lampenfieber?
Lampenfieber ist ein fester Teil im Leben eines Künstlers. Ich persönlich habe es aber nicht so viel. Ich bin vorher aufgeregt, aber auf der Bühne dann nicht mehr. Dann freue ich mich, zu spielen.

Wie fühlt es sich an, so eine besondere Gabe zu haben?
Geige zu spielen ist ein Privileg in meinem Leben. Musiker zu sein ist was Wunderbares und Besonderes. Es zu machen ist kein Job, sondern es geht mehr darum, die Menschen dadurch glücklicher zu machen. Talentiert zu sein ist eine Gabe, die ich von meinen Eltern bekommen habe und vom lieben Gott. Ich würde immer die Geige wählen!

Was kannst du hingegen gar nicht?
Handwerklich habe ich zu 0,0 Prozent Talent. Da bin ich absolut untalentiert. (lacht)
Für was musst du so richtig deinen inneren Schweinehund überwinden? Wenn ich bürokratische Sachen erledigen muss.

Was ist deine schlechteste Angewohnheit?
Nachts Süßes naschen und ich fahre nicht allzu gerne Fahrrad.

… deine beste Angewohnheit?
Mit meiner Tochter zu spielen.

Wie schaltest du am besten ab?
Ich gehe angeln oder suche neue Stücke – keine klassische Musik.

Was tust du, wenn du mal keine Geige zur Hand hast?
Kochen und manchmal in Kino gehen.

Was magst du an Braunschweig am liebsten?
In Braunschweig zu leben ist sehr schön – hier gibt es so viel Natur!

Was vermisst du manchmal aus Serbien?
Ein bisschen mehr Spontanität und Lockerheit.

Was empfindest du als „typisch Deutsch“?
Immer wieder zu diskutieren, was vielleicht nicht so wichtig ist.

Was ist Glück für dich?
Meine Kinder und meine Frau. Dass ich die Möglichkeit habe, mit vielen anderen Musikern zu spielen. Und dass ich manchmal die Möglichkeit habe, als Solist auf der ganzen Welt aufzutreten. Bald bin ich wieder als Solist unterwegs und freue mich schon.

Welche Bühne welchen Konzerthauses war die schönste, auf der du je aufgetreten bist?
Berlin, Köln, Hamburg, Peking, Pisa, Bamberg, Belgrad, Zagreb, Dubrovnik, Ohrid, Novi Sad, Budapest. Schwer eine auszusuchen… alle sind super schön!

Du hast gleich zwei Abiturabschlüsse gemacht – wie viel Arbeit war das für dich?
Es war nicht einfach, zwei Abiturabschlüsse zu machen … Aber für mich war das absolut und extrem wichtig. Ich habe viel dafür gelernt. Anders ging es nicht. Wir hatten ein ganz anderes System in Jugoslawien. Da gingen das normale Gymnasium und das Musikgymnasium parallel.

Hat dir in der Jugend manchmal Freizeit gefehlt?
Mit zwölf hatte ich meine ersten solistischen Auftritte mit einem Profiorchester und bin viel unterwegs gewesen in Jugoslawien – manchmal habe ich zwei Monate in der Schule gefehlt. Mir hat das aber gutgetan, viele Auftritte zu haben. Würde ich wieder machen. Ich habe immer Fußball als Ausgleich gehabt. Freizeit gab es logischerweise manchmal weniger oder kaum, aber für Fußball versuchte ich immer, Zeit zu finden. Fußball war für mich meine große Liebe
neben dem Geigenspielen.

Gibt es manchmal Momente, in denen du dich fragst, wie dein Leben verlaufen wäre, wenn du dich für den Sport entschieden hättest?
Sport und Fußball waren sehr wichtige Teile meines Lebens. Mit 13 hatte ich sogar die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen zwischen Geige und Fußball. Ich bin happy, dass ich doch Musiker geworden bin.

Ist die Entscheidung für die Musik damals eine leichte gewesen?
Es war nicht schwer, diese Entscheidung zu treffen… Meine Eltern haben
mir dabei geholfen.

Welche Rolle spielt Sport heute in deinem Leben?
Tja, leider kaum noch eine Rolle…

 

Fotos Staatstheater Braunschweig
1. Februar 2022

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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