Den Chefstuhl teilen?

Gründer und Berater Samir J. Roshandel über die Vor- und Nachteile des Solopreneurships.

Eine der ersten Fragen, mit der sich Gründer:innen befassen müssen, ist die Frage nach dem Gründen als sogenannter Solopreneur oder doch im Team. Als Solopreneur werden in der Start-up-Welt Menschen bezeichnet, die ein Unternehmen alleine als Einzelkämpfer:in gründen, wohingegen sich das Gründen im Team dadurch auszeichnet, da man als Teamplayer mit mindestens einem oder einer Mitgründer:in gründet. Doch was sind die Vor- und Nachteile der beiden Formen und was passt am besten zu mir und meiner Person?

 

Die Gründungsphase ist dabei sehr entscheidend. Entsteht die Idee an einer Bartheke, an der sich zwei Freunde intensiv austauschen und noch am selben Abend feststellen, dass ihre Idee Potenzial hat und sie daraus ein Unternehmen machen wollen? Dann handelt es sich um die schönste Variante. In der Regel werden solche Gründungen als gemeinsame Gründung betrachtet, sofern die beiden Freunde und zukünftigen Gründer bereit sind, den gleichen Anteil an Kapital und Zeit in das Unternehmen zu investieren. Die Rollenverteilung ist hier von Anfang an definiert: Beide Gründer hätten zu gleichen Teilen Rechte und Pflichten am Unternehmen. Schwieriger wird es hingegen, wenn eine Idee bereits ausgearbeitet ist, die ersten Kund:innen gewonnen sind und Geld verdient wurde. In dieser Phase ist es sehr schwierig, sich auf der einen Seite für die richtigen Partner:innen und auf der anderen Seite für eine faire Anteilsverteilung zu entscheiden. Welche Rollen hätten dann zukünftige Partner:innen? Sind sie Mitgründer:innen? Oder wird ihre Rolle für eine bestimmte Position definiert, die mit Anteilen am Unternehmen verbunden ist?

Leider kommt es auch in der Start-up-Welt oft zu gerichtlichen Verhandlungen oder zum Scheitern von erfolgreichen Unternehmen, weil die Rollenverteilung im Team nicht klar definiert wurde oder sich die Mitgründer:innen als die falschen Partner:innen herausstellten. Gerade in der Anfangsphase müssen Gründer:innen jede freie Minute in ihr Start-up investieren, um die Strukturen für die Skalierung aufzubauen. Was ist, wenn der oder die Partner:in keine Lust hat, den gleichen Anteil an Arbeit in das Start-up zu investieren? Denn nachdem beide Gesellschafter:innen im Falle einer GmbH-Gründung in das Handelsregister eingetragen worden sind, können die jeweiligen Anteile nicht mehr ohne die Zustimmung der Partner:in geändert werden. Die Zufriedenheit im Team würde zurückgehen und das Scheitern des Unternehmens wäre sehr wahrscheinlich. Daher ganz klar: Augen auf bei der Partner:innenwahl.

In der Seedphase von Start-ups verbringen Gründer:innen mehr Zeit mit ihrem Unternehmen und Mitgründer:innen als mit ihren Freund:innen oder Ehepartner:innen. Entscheidet man sich für eine Teamgründung, müssen die Personen die gleichen Werte und Visionen für das Unternehmen teilen. Die Teamgründung hat den Vorteil, dass Mitgründer:innen einen ergänzen können.
Der Solopreneur ist als Einzelkämpfer:in meist auf sich gestellt. Zwar muss er sich nicht bei jeder Entscheidung austauschen und den Segen seines oder seiner Mitgründer:in einholen, jedoch fehlt ihm auch genau diese Person, mit der er seine Ideen und Visionen austauschen kann. Die meisten Start-ups werden heute von Teams gegründet, jedoch bieten viele moderne Konzepte und Geschäftsideen die Möglichkeit, auch alleine erfolgreich zu gründen. So gründeten auch große Unternehmer wie Jeff Bezos oder Marc Zuckerberg ihre Imperien alleine. Durch die Digitalisierung und Konzepte wie die „Komponentengründung“ von Prof. Faltin hat man die Möglichkeit, als Dirigent:in des eigenen Unternehmens zu agieren und mit der Unterstützung von Partner:innen ein nachhaltiges, skalierbares Unternehmen alleine aufzubauen.

Am Ende des Tages muss man in sich hineinhorchen und die Frage stellen, ob man alleine gründen möchte oder bereit ist, seinen Chefsessel zu teilen.

 

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Samir J. Roshandel

Geschrieben von Samir J. Roshandel

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