Chefkøch

Der braunschweigisch-bremische Musiker und Sänger Nilsøn wagt mit
40 Jahren zum ersten Mal den großen Vorstoß in die Öffentlichkeit.

Ein interessant antithetischer Werdegang verbirgt sich hinter dem Braunschweiger Musiker Nilsøn. Als Newcomer, der er irgendwie auch nur bedingt ist, veröffentlichte der 40-Jährige zwischen dem 19. März und 3. April einfach mal drei Singles – allesamt mit aufwendigen Musikvideos. Dieser Mann scheint es wissen zu wollen und macht seine Ambitionen deutlich: „Ich muss kein toller Kerl mehr auf Instagram sein, ich habe Bock auf ein musikalisches Werk!“ Wir haben uns mit Nilsøn unterhalten, dem in der Region verwurzelten Musikallrounder, der nun in Bremen lebt.

 

Drei Singles für ein Halleluja
Die drei Singles „Berg ab“, „Land in Sicht“ und „1 000x“ erschienen über sein eigens mitgegründetes Label Kommune Zwo. Zu denken, hier sei einfach mal so ein spontaner Musikerguss gedroppt worden, entspricht tatsächlich nicht der Wahrheit: „Diese Tracks begleiten mich schon jahrelang. Sie waren nur einfach eine Zeit lang noch nicht da, wo ich sie musikalisch haben wollte“, führt Nilsøn aus, der bereits vor rund zwölf Jahren das Tonstudio der Spinnerstraße mitgründete und als Produzent an vielen Veröffentlichungen mitwirkte. Ein Newcomer ist er also im eigentlichen Sinne nicht, der Gang in die Öffentlichkeit ist allerdings neues Terrain: „Ich habe immer bei mir im Kämmerlein gearbeitet. Ich wollte schon gerne raus mit der Musik, es hat aber Jahre gedauert, bis ich meinen eigenen Ansprüchen genügt habe. Das habe ich jetzt geschafft.“

Schwere Kost – gut verdaulich
„Ich mag es, wenn man sich zu Musik bewegen muss, auch wenn sie ein bisschen rougher und gefühlsthematisch etwas schwerer ist. Ich liebe es, wenn es groovt.“ Ein Versprechen, das man durchaus ernst nehmen darf: Der Nacken bleibt nicht steif bei Nilsøns Tracks, dafür halten viel zu viele Anleihen verschiedenster groovy Musikrichtungen Einzug. Hip-Hop, Drum’n’Bass, Funk. „Ich bin Singer-Songwriter mit Hip-Hop-Groove und -Attitüde und dem gewissen Pop-Appeal. Ich mag auch den Pop-Appeal!“ Die Credits seiner Songs zieren mehrere Namen, denn wie in einer Großküche versteht Nilsøn das Songs kochen als Gemeinschaftsprojekt mit Session-Charakter: „Das ist die große Magie der Spinnerstraße! Hier gibt es so viele begnadete Musiker und jeder und jede wird in einer bestimmten Art und Weise mit eingebunden. Hier macht keiner sein Ego-Ding.“ Die Musik so in einer Session-Atmosphäre zusammenzusetzen, ist elementarer Markenkern der Tracks von Nilsøn. Feste Größe und essentiell für seinen Søund ist Gitarrist Axel Siebert. „Axel ist für mich einer der größten Gitarristen in Braunschweig. Sein Spiel ist so pur. Wenn wir im Studio sitzen und die Songs erarbeiten, flutscht es einfach. Es ist Magie“, schwärmt Nilsøn.

Videographie und Realisateur
Auffällig sind die starken Musikvideos, die alle Tracks visuell untermalen. Besonders sticht hier „Land in Sicht“ heraus, der fast schon ein Kurzfilm ist: Ein gegelter Klischee-Business-Typ fährt Ehe und Job an die Wand, fliegt dann im Privatjet auf Koks davon, die Maschine stürzt ab und Nilsøn tapert im Anzug durch die Wüste. Gedreht wurde in Marokko und im Aeronauticum Bremerhaven. Die Flugzeugszene wurde in der dort ausgestellten alten „Air-Force-1 der BRD“ aus Dienstzeiten von Altkanzler Helmut Schmidt gedreht. „Man kommt rein und es riecht komplett verraucht wie in einer alten Kneipe. Das war der alte kalte Rauch von Helmut Schmidt.“ Die Videos sind ebenfalls im wahrsten Sinne in Eigenregie entstanden. Und auch hier beweist Nilsøn seine Geduld: „Das Videomaterial zu ‚Land in Sicht‘ lag etwa vier Jahre herum, weil ich wusste, das Ding ist noch nicht da, wo es hinsoll.“

Es ist beeindruckend zu sehen, wie antizyklisch hier Releases entstehen. Gerade im Hip-Hop-Umfeld werden in streaminggerechten Häppchen geradezu inflationär neue Tracks herausgegeben, von der Hand in den Mund – Nilsøn macht es andersherum. Hier reifte der Sud über Jahre. Den Tracks, den Videos, ja dem Gesamtwerk hat das definitiv nicht geschadet, man hört die Zeit des Reifeprozesses in den Kompositionen.

Wie wird es weitergehen? Die YouTube-Klicks der Singles befinden sich alle im vierstelligen Bereich und haben durchweg positives Feedback hervorgebracht. Darauf wird sich mit Sicherheit aufbauen lassen. „Wir Künstler sind Träumer“, weiß Nilsøn, „ein großes Album zu machen, mit den tollen Musikern um mich herum, das wäre noch ein ausdrückliches Lebensziel von mir.“ 

Fotos Light Ray Shoots/Verena Kuster

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Simon Henke

Geschrieben von Simon Henke

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