And the Oscar goes to …

Die 94. Oscarverleihung steht bevor: Am 27. März werden die Filmgrößen des Jahres gekürt. Wer hat Chancen auf den Award?

Die Academy spannt einen immer gewaltig auf die Folter, bis sie ihre große Liste aller Nominierten herausgibt. Einen kleinen Vorgeschmack auf die diesjährigen Favoriten gab es bereits Ende 2021, doch jetzt stehen auch die Anwärter:innen für die Königsdisziplinen und die wollen wir uns einmal genauer anschauen, bis die Awards am 27. März wieder feierlich in Los Angeles verliehen werden. Wie siehts diesmal mit Diversity aus? Wie steht es um die Frauenquote? Was könnten die größten Überraschungen werden und wer hat seine Trophäe eigentlich schon sicher in der Tasche?

Tatsächlich könnte es schwer werden, dieses Jahr auf die richtigen Favoriten zu tippen, denn es gibt in vielerlei Hinsicht harte Kopf-an-Kopf-Rennen: Nicht nur dass mit Kirsten Dunst und Jesse Plemons sowie Penélope Cruz und Javier Bardem gleich zwei Promipaare in den Top-Kategorien nominiert sind und das zu Stress im Schlafzimmer führen könnte – das wohl größte Duell liefern sich in diesem Jahr die Traumfabrik höchstpersönlich und seine Streaming-Konkurrenz. Insgesamt 27 Trophäen könnte Netflix mit zahlreichen Nominierungen für unter anderem „The Power of the Dof“ oder „Don’t Look Up“ abräumen, aber so ganz stinken Apple und Prime dagegen mit Beiträgen wie „Macbeth“, „Belfast“ oder „Coda“ nicht ab. Die Streamingdienste hätten ihren Preis also schon fast sicher in der Tasche, wäre da nicht die Überraschung „Drive My Car“ aus Japan, die nicht nur als Bester Internationaler Film ins Rennen geht, sondern auch am Erwachsenen-Tisch einen Platz bekommen hat und durchaus zum Besten Film sowie zur Beste Regie gekürt werden könnte. So oder so – hier ist ein Wandel zu spüren und die Winde wehen allmählich aus vielen verschiedenen Richtungen.

Während zehn Nominierungen für das gefeierte Science-Fiction-Spektakel „Dune“ ziemlich vorhersehbar waren, wundern wir uns doch ein wenig, dass „Spider-Man: No Way Home“, der erst im Dezember in unsere Kinos kam und schon jetzt etwa auf IMDb als einer der besten Filme aller Zeiten gehandelt wird, bei den diesjährigen Oscars nur eine einzige Nominierung für eine Spartenkategorie einheimsen konnte. Auch vermissen wir Jennifer Hudson und Lady Gaga in der Riege der Besten Hauptdarstellerinnen für ihre Leistungen in „Aretha Franklin“ und „House of Gucci“ – wir hätten es beiden von Herzen gegönnt. Tatsächlich könnte dort Kristen Stewart für ihre Verkörperung der Lady Diana als Gewinnerin hervorgehen – hättet ihr das zu „Twilight“-Zeiten für möglich gehalten?

Spannend wird es auch bei den Herren der Schöpfung, denn da kommen Flashback-Gefühle auf: Unter anderem konkurrieren Denzel Washington („Macbeth“) und Will Smith („King Richard“) im Kampf um den Titel des Besten Hauptdarstellers – eine ähnliche Situation gab es vor genau 20 Jahren für ihre Rollen in „Training Day“ und „Ali“. Während Denzel Washington damals das Rennen machte, schlägt unser Herz in diesem Jahr für den Fresh Prince Will Smith.

Geschichtsträchtig ist außerdem die Nominierung für Troy Kotsur, der für seine Rolle in „Coda“ erst der zweite gehörlose Schauspieler ist, der jemals für eine Trophäe in Betracht gezogen wurde. Die Regisseurin Jane Campion, die für „The Power of the Dog“ antritt, ist zudem die erste Frau, die wiederholt für die Beste Regie antritt. 1993 hat sie bereits für „Das Piano“ den Academy Award für das Beste Drehbuch erhalten und ehrlicherweise sehen wir sie in diesem Jahr auch mit einer Trophäe über den roten Teppich schreiten. Wir halten die Daumen jedenfalls gedrückt!
Ob auch die Outfits in diesem Jahr mit einigen alteingesessenen Traditionen brechen und für mehr Vielfalt sorgen, werden wir am 27. März sehen. Und auch wenn die Academy all die Kritik der vergangenen Jahre zu beherzigen scheint, ist noch viel Luft nach oben, bis es tatsächlich ein ausgewogenes Gleichgewicht an männlichen und weiblichen sowie nicht-weißen Filmschaffenden gibt – ein paar wenige Nominierungen reichen da noch lange nicht aus. Oder wie Samuel L. Jackson einst in „Juice“ zu sagen pflegte: „Just ’cause you pour syrup on something doesn’t make it pancakes!“ – und das will was heißen, schließlich bekommt der Mann in diesem Jahr den Ehren-Oscar verliehen.

Fotos KIRSTY GRIFFIN/NETFLIX

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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