Am 14. Juni erscheint das neue Buch „Totengräberwind“ von Braunschweigs Autoren-Legende Danny Morgenstern.
Der Morgenstern war eine Waffe des Mittelalters, geächtet vom Klerus als unritterlich, weil sehr blutrünstig und gemein. Genauso geht es beim Namensvetter Danny Morgenstern und in seiner Thriller-Literatur zu. Nach dem Erfolg seines letzten Buches „Blutlauf“, erscheint nun am 14. Juni „Totengräberwind“. Hierin wird die Ermittlungsserie des braunschweigischen Komissars Oliver Borg fortgesetzt, der sich erneut in einen haarsträubenden Fall stürzen darf. Der Autor, bei dem man es schwer hat, ihn lediglich als Autoren vorzustellen, hat ein breitgestreutes Interessens- und Betätigungsfeld: Morgenstern tritt als renommierter und medial gehörter James Bond Experte in Erscheinung und veröffentlichte zu seinem literarischen Helden bereits entsprechende Abhandlungen. Auch sonst verschreibt sich Morgenstern den guten Sitten, arbeitet als Tanzlehrer und Knigge-Coach. Der Tausendsassa hat uns im Interview etwas über seinen neuen Roman, etwaige James Bond Anspielungen darin, sowie phallische Schlangen erzählt.
Tanzlehrer, Moderator, James-Bond-Experte, Business-Knigge-Coach und eben dann noch Autor mit immensem Output: Du veröffentlichst dieses Jahr vier Bücher – wie kriegst du das alles unter einen Hut?
Es ist wie bei allen Dingen: Eiserne Disziplin. Wer etwas erreichen will, der muss fleißig sein. Aber: Diese vier Bücher sind nicht nur in diesem Jahr entstanden. Manchmal brauchen Bücher viele Jahre, bis sie fertig sind. Durch Zufall kamen jetzt alle diese Projekte zum Abschluss.
Dein neuer Kriminalroman „Totengräberwind“ ist der neue Teil deiner Braunschweiger
Lokalkrimireihe. Warum inspiriert dich Braunschweig zu Geschichten über Mord und Totschlag?
Das Böse gibt es überall. Für mich ist es eine Herausforderung den großen Verlagen, die meine Manuskripte früher wegen der Handlungsorte abgelehnt haben, zu beweisen, dass Bücher nicht immer nur in London oder Berlin spielen müssen, um erfolgreich zu sein. Braunschweig hat einen ganz eigenen Charme. Braunschweig und die Vororte bieten viel Potenzial, um hier verstörende Geschichten anzusiedeln.
Inwieweit fließen deine vielfältigen Betätigungsfelder in die Charakter- und Plot Entwicklung mit ein?
Ich kann meine Erfahrungen und Kenntnisse natürlich nicht ausblenden. Durch meine Tätigkeit als Business-Knigge-Trainer weiß ich, wie schnell man in Fettnäpfchen treten kann, und das müssen meine Figuren oft ausbaden, weil es ihnen passiert. Auch kann ich als Körpersprachen-Coach sehr gut Momente beschreiben, in denen Protagonisten nur handeln und nicht sprechen. Ich versuche, möglichst bildhaft zu schreiben. Und es ist eine tolle Möglichkeit zu zeigen, wie das absolut Böse auch in äußerst höflichen Personen steckt. Mein Kommissar hat es in den seltensten Fällen mit eindimensionalen Schurken zu tun.
Meine Tätigkeit als Tanzlehrer und Trainer habe ich nicht mit einfließen lassen – Borg ist absoluter Nichttänzer.
Findet sich ein bisschen Bond in Oliver Borg?
Das Buch steckt zwar voller Anspielungen aus dem James-Bond-Franchise, aber das werden nur die eingefleischten Fans merken. Solche Dinge muss man dezent bringen, damit sich die Nicht-Bond-Interessierten durch die Verweise nicht genervt fühlen. Borg ist genau das Gegenteil von Bond: Er ist kein Supermann, er macht oft Fehler und er behandelt seine Kollegen wenig wertschätzend. In ihm steckt die Frustration eines überarbeiteten Beamten, der von seinen Vorgesetzten immer nur gebremst wird – also ist diese Figur viel realistischer als 007. Aber, und das wäre zumindest eine Parallele zum letzten Bond mit Daniel Craig, Borg leidet.
Was sagst du Menschen, die Lokalkrimis für verstaubt und spießig halten?
Ich denke, sie irren sich. Außerdem: Ist nicht jedes Buch irgendwo ein Lokalkrimi? „Totengräberwind“ ist ganz sicher nicht verstaubt. Es sei denn, man findet Spannung, Brutalität und ungewöhnliche sexuelle Handlungsstränge altbacken.
Inwiefern ist die Boa Constrictor Bestandteil des neuen Buchs?
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber es ist belegt, dass eine Boa, die eine entsprechende Größe hat, einen Menschen verschlingen kann. Außerdem ist eine große Schlange eine unübersehbare Metapher für ein bestimmtes, völlig überbewertetes Körperteil eines Mannes.
Was ist das optimale Mordwerkzeug?
Gift natürlich, weil es die Kinder nicht aufweckt. Tatsächlich ist das eine der größten Herausforderungen, wenn man einen blutigen Thriller schreibt: Wie kommt der Schurke oder die Schurkin ums Leben? Es muss auf diese Art möglich sein, darf aber nicht zu banal vonstattengehen, weil die Leserinnen und Leser eine Genugtuung erfahren, wenn die Schurkenfiguren einen Tod sterben, den sie verdient haben.
Welches Verbrechen würdest du bei Straffreiheit und natürlich nur rein hypothetisch(!) am ehesten begehen?
Vermutlich Selbstjustiz. Wer meiner Familie etwas antun würde, den würde ich gnadenlos abmurksen.
Was erwartet uns am 14. Juni bei Graff?
Ich werde einen kurzen Vortrag über die „Absurdität des Todes“ halten. Es geht darin um unser eigenes Ableben, aber auch um die Art, wie wir durch die Schilderungen in Romanen und den Aufbau von Filmen dazu gebracht werden, den Tod von bestimmten Figuren zu tolerieren, ja, sogar herbeizusehnen. Natürlich werde ich bei der Veranstaltung auch aus „Totengräberwind“ lesen, Fragen beantworten, signieren und etwas zur Entstehungsgeschichte des Buches erzählen. Graff unterstützt mich seit vielen Jahren und hat schon Bücher von mir angeboten, als ich kaum Referenzen vorzuweisen hatte. Ich bin froh, dass die Book-Release-Veranstaltung dort stattfindet.
Und was am 17. Juni bei der Kulturnacht?
Ich habe schon mehrfach bei der Kulturnacht moderieren dürfen und stehe bei der Eröffnung mit unserem Oberbürgermeister auf der Bühne. Er ist der dritte Mann in diesem Amt, den ich erlebe, wenn am 17. Juni der Startschuss für diese Veranstaltung fällt. Nach meiner Moderation werde ich im Schlossmuseum lesen, wo auch der Braunschweiger Autor Andreas Brüge etwas aus seinem neuen Roman vorträgt. Anschließend bin ich im Astor, wo ich einen kurzen Vortrag halte, lese und signiere. Rund um Buchveröffentlichungen wird es niemals langweilig.
Fotos Simone Hobrecht-Kettner
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