Ein Fest der Solidarität

Am 2. Februar heißt es im Nexus wieder: Hoch die Tassen! Unter der Flagge der Solidarität wird hier bei der Veranstaltung „Club Molli“ jeden ersten Donnerstag im Monat getanzt, vernetzt und gefeiert. Und das alles für einen solidarischen Zweck.

Fälle von rechter Gewalt sowie Repressionen und Polizeigewalt gegenüber Demonstrierenden aus dem linkspolitischen Spektrum sorgten in den vergangenen Jahren in Braunschweig zuletzt immer wieder für Aufsehen. Wir haben mit Jakob, einem Mitbegründer und -veranstalter der Eventreihe „Club Molli“ gesprochen und uns von der Entstehungsgeschichte sowie von den Beweggründen der Organisator:innen erzählen lassen.

Gegen die Repression
„Aktivisti gegen die gewaltbereite Rechte Szene in Braunschweig werden in ihrem Engagement immer wieder mit harten polizeilichen Interventionen konfrontiert. Hausdurchsuchungen und ein enormer Verfolgungswille von Seiten der Staatsanwaltschaft ziehen Ressourcen und sollen abschrecken.“, so Jakob. Er und seine Mitstreitenden verurteilen diese als unverhältnismäßig und unangebracht, zumal die Folgen solcher Einsätze die Betroffenen in nicht unerhebliche finanzielle Bedrängnis brächten. So auch im November 2021, wie Jakob berichtet:
„Es fing damit an, dass jemand aus unserem näheren Umfeld im Rahmen von links-progressiven politischen Aktionen von Repressionen betroffen war. Die Staatsmacht hat in einer Handlung dieser Person ungerechtfertigter Weise einen Gesetzesverstoß gesehen und diesen zur Anzeige gebracht. Es kam zwar nicht zu einer Verurteilung, aber es entstanden dennoch knapp 1.000€ Anwaltskosten, die dieser Mensch als Privatperson tragen musste.“
Um besagten Menschen nicht mit seiner Misere allein zu lassen, veranstaltete das rund zehnköpfige Team um Jakob und seine Kollegin Tabea also kurzerhand eine Veranstaltung auf Spendenbasis, die bereits nach wenigen Stunden den gesamten fehlenden Betrag in die Kassen spülte. Mit dem NEXUS, einem unabhängigen Kulturzentrum im Westlichen Ringgebiet, fanden sie genau den richtigen Ort dafür. Die Party hieß damals zwar noch nicht „Club Molli“, ist rückblickend aber als eine Art Grundsteinlegung für das Projekt zu verstehen.

We came to party and to stay!
Weil das Konzept unglaublich gut funktionierte, und alle Beteiligten einen Riesenspaß an der Organisation und Durchführung hatten, wurde die Idee, nach einer kurzen coronabedingten Pause, wieder aufgegriffen, sodass allein im vergangenen Jahr sechs Veranstaltungen der Reihe stattfinden konnten. Da sie jetzt nicht mehr aus dem Affekt entstehen, sondern etwas langfristiger planbar sind, wird nicht nur das Booking der DJs, sondern auch die Organisation des Teams, der Getränke und der gesamten Location immer professioneller.
„Am Ende soll einfach eine Party entstehen, wie wir sie uns vorstellen und wünschen.“, so Jakob. Dazu gehört jedoch mehr als bloß mit gutem Gewissen Bier trinken. Es geht viel eher darum, einen Ort zu schaffen, an dem sich Gleichgesinnte austauschen, Betroffene vernetzen und engagierte Mitglieder der Community einbringen können. Die Freizeit sei politisch und so solle man sie auch nutzen, meint der Organisator.

Fernab des Mainstreams
„Es hat uns einfach an politischen Partys gefehlt. An Veranstaltungen, wo es in irgendeiner Art um mehr geht als Hedonismus, Exzess, Konsum und laute Technomusik. Auch wenn unser eigener kritischer Blick auf das gesamte Projekt und dessen Wirkung uns immer wieder zeigt, dass es noch eine Menge zu tun und zu verbessern gibt, sind wir sehr froh, einen Gegenentwurf zur doch eher kapitalistisch geprägten popkulturellen Technokultur zu verwirklichen.“
Und dieser Gegenentwurf funktioniert. Jeder Abend der Veranstaltungsreihe ist auf Spendenbasis angelegt und die Einnahmen fließen in Form von Solidaritätsbeiträgen immer direkt in die gemeinsame Sache. Sofern die jeweilige Veranstaltung nicht unmittelbar einem Fall von Repression gewidmet ist, geht das Geld an Organisationen, die sich für die Rechte linker Aktivist:innen und Gruppierungen einsetzen. So etwa die „Rote Hilfe“, „Bunte Hilfe“ und die Initiative „Antifa bleibt!“.

Ihr seid nicht allein
Auf die Frage, wie man damit umgehen sollte, wenn man selbst von Repression betroffen ist, antwortet Jakob, dass es wichtig sei, schnellstmöglich und innerhalb der vorgegebenen Frist Einspruch zu erheben, die „Rote Hilfe“ für Rechtsberatung und eventuelle finanzielle Unterstützung zu kontaktieren und sich seinen Freund:innen und Mitstreiten:innen anzuvertrauen.
„Außerdem seid ihr bei uns natürlich immer herzlich willkommen! Meldet euch jederzeit und wir versuchen, gemeinsam eine Lösung für euer Problem zu finden.“
Also egal, ob ihr einfach Lust auf ein kühles Bier in genossenschaftlicher Gesellschaft habt, selbst von Repression betroffen seid oder ganz einfach gern elektronische Musik hört: Bei der nächsten „Club Molli“ stehen euch die Türen des Nexus weit offen!

Fotos Club Molli

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Jannick Stuehff

Geschrieben von Jannick Stuehff

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