Das Gestern im Heute

Schlossmuseum BS
Sonderausstellung Schlossgeschichte |
6. Mai bis 21. August | Schlossmuseum (BS)
schlossmuseum-braunschweig.de

Eine turbulente Geschichte zwischen Feuer und Freude:
Das rekonstruierte Braunschweiger Schloss feiert 15-jähriges Jubiläum.

Ziehen Studierende neu nach Braunschweig und begeben sich zum ersten Mal auf Erkundungstour durch die Stadt, bleibt das Sandstein-farbene, prunkvolle Residenzschloss wohl am meisten in Erinnerung. Ein beeindruckendes Bauwerk, mit einem großzügigen Vorplatz, einer herrschaftlich anmutenden Quadriga und Reiterstandbildern; umgeben von jeder Menge Gastronomie und direkt angeschlossen an ein großes Einkaufszentrum. Großstadtfeeling in historischem Gewand – diesen Eindruck vermittelt die Löwenstadt hier. Dass das Braunschweiger Schloss jedoch eine turbulente Geschichte erzählt und in seiner schönen Gestalt, wie wir sie heute sehen, erst seit 15 Jahren besteht, gerät hinter der 25 Meter hohen Gebäudefassade manches Mal fast in Vergessenheit.

 

Die Geschichte des Braunschweiger Residenzschlosses reicht bis zu drei Jahrhunderte zurück: Der Grundstein wurde 1717 unter Herzog August Wilhelm gelegt; 1830 wurden die Gemäuer infolge eines Volksaufstands in Brand gesetzt, wovon etwa das Braunschweiger Erfolgsmusical „Der Diamantenherzog und das brennende Schloss“ im vergangenen Monat auf der Bühne des Staatstheaters erzählte. Aus den Brandruinen ließ Herzog Wilhelm ein neues, klassizistisches Schloss errichten; im zweiten Weltkrieg erlitt es schwere Zerstörungen, bis es 1960 schließlich unter Beschluss einer knappen Mehrheit abgerissen wurde. Über viele Jahre hinweg grenzte an den Bohlweg eine große Grünfläche – für die ältere Generation ein Denkmal der Geschichte, für die Jüngeren ein gewöhnlicher Ort zum Verweilen. 2005 wurde der „Schlosspark“ unter lautstarkem Gegenwind gerodet – mit einer dünnen Mehrheit von nur einer Stimme ordnete der Stadtrat die Rekonstruktion des Schlosses und den Bau einer angrenzenden Shopping Mall an. Das gigantische Bauvorhaben spaltete die Gemüter: Als „Disneylandisierung“ wurde der Bau damals betitelt und in der Presse sogar überregional diskutiert; als Notlösung zwischen verlorener Vergangenheit und visionärer Zukunft verurteilt. Andere wiederum sehen in der Rekonstruktion des alten Schlosses ein zurückgewonnenes Stück Herrlichkeit, die Braunschweig einst rühmte. Wie ein Zitat an vergangene Zeiten, um einen Teil Stadtgeschichte zu bewahren.
Inzwischen wird das klassizistisch anmutende Bauwerk insbesondere von Zugezogenen als Selbstverständlichkeit angesehen – dabei steht es in dieser Form erst seit 2007 und feiert in diesem Mai sein 15-jähriges Jubiläum.

Geschichte aufleben lassen
Heute beherbergt das Residenzschloss viele kulturelle Einrichtungen. Neben dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek ist dort auch das Schlossmuseum zu Hause, das sich in einer Sonderausstellung anlässlich des 15-jährigen Bestehens des neuen Schloss intensiv mit dessen Geschichte auseinandersetzt. „In 15 Objekten“ lautet der Titel der vom 6. Mai bis 21. August stattfindenden Ausstellung, in der nicht nur historische Fotografien der turbulenten Schlossgeschichte zu sehen sein werden, sondern auch originaler Bauschmuck und besondere persönliche Erinnerungsstücke. Erstmalig wird auch der Weiße Saal als Konzertort eingeweiht: Am 8. und 11. Mai werden dort lang vergessene Klaviersonaten des Braunschweiger Komponisten und herzoglichen Kapellmeisters Johann Gottfried Schwanberger auf einem restaurierten Hammerflügel gespielt. Für Kinder veranstaltet das Schlossmuseum anlässlich des besonderen Jubiläums den Malwettbewerb „Mein Bild vom Schloss“ – natürlich werden die schönsten Bilder mit tollen Preisen belohnt.
Braunschweigs Historie und insbesondere die des Schlosses hat die Identität unserer Löwenstadt und damit auch uns geprägt – im Schlossmuseum kann man die Geschichte gemeinsam Revue passieren lassen.

Fotos Schlossmuseum Braunschweig

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Louisa Ferch

Geschrieben von Louisa Ferch

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