Im Strudel der eigenen Schwächen

Der Menschenfeind
1. und 2. April, jeweils
um 19.30 Uhr/Scharoun Theater (WOB)
theater.wolfsburg.de

Das Deutsche Theater Berlin spielt am 1. und 2. April „Der Menschenfeind“ im Scharoun Theater Wolfsburg.

Nach der gefeierten Vorstellung des Schauspiels „Don Quijote“ im November ’21 stehen Schauspieler Ulrich Matthes und seine Ensemblekolleg:innen des renommierten Deutschen Theaters Berlin mit „Der Menschenfeind“ bald ein zweites Mal auf der großen Wolfsburger Theaterbühne. Das 2020 mit dem Friedrich-Luft-Preis ausgezeichnete Stück von Molière wird am 1. und 2. April unter der Regie von Anne Lenk im Scharoun Theater Wolfsburg aufgeführt.

 

 

Alceste liebt Célimène, doch die umworbene junge Witwe hält ihn hin. Ungeduldig begibt er sich in ihr Haus, um von ihr ein klares Bekenntnis zu hören. Dort trifft er auf Freunde und Konkurrenten, auf ihm gewogene Frauen, auf eine Gesellschaft, die bei Hof ein- und ausgeht und deren formvollendete Umgangsformen er als verlogen und geheuchelt ablehnt. Alceste ist allen bekannt: Ein anstrengender Charakter, klug, witzig, wohlhabend und voller Hass auf eine Welt, zu der er gehört, wie sie zu ihm. Er schlägt um sich, verletzt mit Worten, predigt unbedingte Wahrheit, Kompromisslosigkeit und Weltflucht.

Vermutlich ist „Der Menschenfeind“ Molières am meisten autobiografisch geprägtes Stück. Am Hof Ludwigs XIV. angekommen, klarsichtig, verführbar und einer um 21 Jahre jüngeren Frau erlegen, wusste Molière, dass nichts komischer ist als der Mensch im Strudel seiner Schwächen. Der berühmte Komödienautor durchschaute die Mechanismen des Hofes und dessen Macht-Hierarchie. Auf der anderen Seite wusste er um den natürlichen Egoismus des Menschen und sah das Erfordernis eines gesellschaftlichen Vertrages. Doch wie sähe ein solcher optimalerweise aus?

Christoph Müller von der Südwest Presse schrieb etwa im April 2019: „Das Berliner Deutsche Theater spielt den ‚Menschenfeind‘ in der fetzigen, spritzigen, gern auch mal bloß närrisch albernden Übersetzung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens. Schon rein sprachartistisch ein rarer Hochgenuss! […] Ulrich Matthes spielt diesen Tugendbold in der fulminant spitzzüngigen Inszenierung von Anne Lenk überzeugend so füchsisch schlau und maßlos um Lauterkeit beflissen, dass man als hin- und hergerissener Zuschauer nie sicher sein kann: Tut er jetzt nur so hochmoralisch oder ist er wirklich der wahrste und edelste Charakter unter lauter lächerlichen Larven? Ulrich Matthes, der begnadete Charakterdarsteller, findet für alles noch so kontrovers Erscheinende genau den richtigen Ton.“

Das 1849 gegründete Deutsche Theater Berlin zählt zu den traditionsreichen und bedeutendsten Sprechtheaterbühnen im deutschsprachigen Raum. Zahlreiche legendäre Inszenierungen von Klassikern und Gegenwartsdramatik haben die wechselnden politischen Systeme und die gesellschaftliche Lebenswirklichkeit Deutschlands kritisch gespiegelt. Zum Ensemble gehören bekannte Schauspieler:innen wie Maren Eggert, Christoph Franken, Corinna Harfouch, Alexander Khuon, Ulrich Matthes, Bernd Moss, Sophie Rois, Anja Schneider, Bernd Stempel und Regine Zimmermann.

Kartenvorverkauf Theaterkasse
Porschestraße 41D,
Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr,
Tel. 05361 2673-38
Mail karten@theater.wolfsburg.de

Text Christian Mädler
Fotos Arno Declair

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