Nach über drei Jahren Stille veröffentlicht der Braunschweiger Sänger Kroner eine neue – sehr persönliche – Single.
Wir schreiben 2004.“ Martin Kroner nimmt uns mit in seine Vergangenheit, an das Gymnasium in Wenden. Im Song „2004“ (erscheint am 26. Mai) klingt das zwar melodisch-mitreißend, doch von gut gelaunter Nostalgie ist in dem Lied eigentlich keine Spur, denn Kroner selbst hat beim Schreiben großen Schmerz verarbeitet. „Die ersten drei Jahre auf dem Gymnasium waren krasse Mobbing-Jahre für mich, ganz schlimm.“, erzählt er beim Redaktionsbesuch.
„Ich war relativ uncool.“
Es waren prägende Erfahrungen, die Kroner in seiner Schulzeit machen musste, die ihn aber letztendlich auch zur Musik gebracht haben, wie er vermutet. Inzwischen habe er außerdem begriffen: Das Mobbing hätte sich nicht so schlimm anfühlen müssen. Denn in seinem Umfeld seien immer auch Menschen an seiner Seite gewesen, die er aber nicht wertgeschätzt habe. „Im Pubertätsalter hörst du alle, doch bei den Eltern denkst du immer nur: Ihr habt doch keine Ahnung.“, sagt Kroner, der mittlerweile in Berlin lebt, rückblickend. Das sieht er jetzt anders und hat als Kernaussage des Songs für sich herausgearbeitet, dass er gerne mal für einige Tage mit seinem jüngeren Ich tauschen würde, nur um ihm zu zeigen: So scheußlich muss es nicht sein. „Das klingt super esoterisch.“, lacht der Sänger und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen.
„Egal was ich schreibe:
Es muss biografisch sein.“
Das Ergebnis ist keinesfalls mit Pathos getränkt, sondern hört sich absolut natürlich und authentisch an – Kroner eben. Dem Musiker war es wichtig, keine Opferhaltung einzunehmen oder eine Anti-Mobbing-Kampagne zu kreieren, sondern eine Geschichte zu erzählen, die so oder ähnlich auch anderen Menschen passiert. Mit seiner Musik wolle er für ein respektvolles Miteinander stehen, erklärt er.
Im dazugehörigen Musikvideo schlüpft Kroner dann nicht nur gedanklich in eine frühere Version von sich. Ohne Bart, dafür mit Perücke und Mütze spielt er sich selbst als Schüler. Gedreht wurde im Harz, in Wolfenbüttel und in einem Diner in Laatzen. Es mag sich erstmal nicht danach anhören, aber die Bilder erinnern stark an amerikanische Collegeserien – große Sehempfehlung!
„Ich glaube an dieses Projekt und an mich selber, was ich früher nicht konnte.“
Dass Kroner die Geschehnisse für sich verarbeitet und Frieden geschlossen hat, hat sich ausgezahlt – beim Jahrgangstreffen nach über zehn Jahren. Er selbst beschreibt die Begegnungen als „märchenhaft“. Ohne jemandem etwas beweisen zu wollen, schlägt er dort auf und stößt auf herzliche Gespräche, Komplimente und sogar eine aufrichtige Entschuldigung. Nach alter Collegefilmmanier also ein wahres Happy End.
Ein ebenfalls magisches Zusammentreffen wird vor rund fünf Jahren bedeutend für seine Karriere: Bei einer Veranstaltung in Berlin steht der Sänger plötzlich neben dem Produzenten Stephan Piez aka dem Singer-Songwriter Der Polar. „In meinem Abi-Jahr habe ich das Album von dem richtig gesuchtet.“, freut sich Kroner. Die beiden treffen sich, hören Musik. Bei einem Song wird Piez neugierig: „2004“. „Da hat es bei ihm klick gemacht und er hat gesagt ‚Ich will mit dir längerfristig arbeiten, wir bauen jetzt richtig was auf.‘“
Und so schließt sich ein Kreis mit der aktuellen Single, die übrigens nur der Anfang sei, wie Kroner verkündet. Ab jetzt sollen nahezu jeden Monat neue Songs kommen, so der Plan.
In den letzten drei Jahren hat der Sänger klar zu sich gefunden, weiß was er will und wie seine Musik klingen soll. Uns erwartet Großes.
Fotos Stephan Piez
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