Die Braunschweiger skateacademy38 bringt Kids zusammen und
vermittelt neben Skateskills auch das Gefühl von Selbstwirksamkeit
Skateboarding − das ist artistische Bewegung am Rollbrett und wird seit den 80er-Jahren gemeinhin von coolen Girls und Boys praktiziert – alle sagen das. Und obwohl das Tricksen auf so einem Deck ziemlich viel mit Sport zu tun hat, versteht sich Skateboarding gemeinhin als ganzheitliche Subkultur inklusive freiheitlichem und egalitärem Lebensgefühl: Sei, wer du willst; fahr, wie du willst; heaven is a halfpipe, you get the idea. Als Quasi-Kompass, um interessierte Kids der Region mal an diesem Lebensgefühl nippen zu lassen, haben die beiden Anfang Dreißigjährigen Timo Ventroni und Sandro Eiselt 2020 die skateacademy38 ins Leben gerufen. Beide lernten sich einst als Arbeitskollegen beim Braunschweiger Kult-Bretterdealer Boardjunkies kennen und schmiedeten irgendwann den Plan, sich als Businesspartner zusammenzutun, wie Timo erklärt: „Sandro hat praktisch sein ganzes Leben auf dem Board verbracht, hatte professionelle Sponsorings. Ich war Projektleiter in einer mittelständischen Firma und bringe daher den betriebswirtschaftlichen Background mit.“
Konzept und Drive
„Alle finden Skaten cool, das Problem ist nur, dass das Frustrationspotenzial anfangs so hoch ist, dass es viele Leute nicht bei der Stange hält“, so Timo, „irgendwann fällt aber ein Hebel und Schlag auf Schlag lernt man neue Tricks. Ab diesem Moment bleibt man dann auch am Ball. Wir versuchen, unsere Teilnehmenden mit unseren Kursen genau an diesen Punkt zu bringen.“ Dieses Lernziel ist maßgeblicher Teil von Sandros Coaching-Konzept, das er sich durch seine jahrelange Erfahrung eigens erarbeitete.
Timo gibt sich selbstkritisch und weiß um den vertrackten Umstand, dass sich so eine Skateschule auch irgendwie rechnen muss: „Es ist leider so, dass unsere teilnehmenden Kids eher aus der besserverdienenden Schiene kommen, weil unsere Preise einfach sind, wie sie sind“. Ein Zwei-Stunden-Kurs kostet mit Leihboard und Schutzkleidung etwa 49 Euro. Dreitägige Ferienkurse sind mit Ausrüstung für 109 Euro zu haben. Umso schöner ist es dann, wenn Schulen das Angebot der Academy fördermittelgestützt nutzen und Kinder somit unentgeltlich Gehversuche auf dem Brett machen können. Skateboarding als Lernkonzept ist ein wahnsinnig spannender Bereich. In Schweden existiert seit 1998 die Bryggeriet High School in Malmö, an der tatsächlich Skateboarding als pädagogischer Inhalt in den Schulalltag integriert ist. Das, was man beim Skaten lernt, kann man auch auf andere Bereiche anwenden. „Je öfter du einen Kickflip probierst, desto leichter fällt er dir, sobald du ihn irgendwann erst mal stehst“, erklärt Timo, der selbst seit der Gründung der Academy wieder Fortschritte auf dem Board macht.
Lernerfolg
Der gesamte Ansatz kann sich praktisch auf andere Bereiche übertragen lassen – Stichwort Vokabeln lernen oder Mathe pauken. Skateboarding schafft neben Bewegung und der Steigerung der eigenen Coolness also durchaus auch ein veritables Stück Selbstwirksamkeitsgefühl. Am Ende sind eben sowohl das Beherrschen eines Switch 360 Heelflips wie das Sprechen der französischen Sprache nun mal das Ergebnis von happigem Üben.
Fotos Nina Stiller Photography
GIPHY App Key not set. Please check settings