Die examinierten Gesundsheits- und Krankenpflegerinnen Vanessa und Josie bloggen mit ihrem gleichnamigen Instagram-Kanal für und über die Pflege.
Lange Zeit galt Instagram als einwandfrei gefilterte Scheinwelt: Traumbodys am Strand, porenlose Gesichter und bis ins Detail durchgestylte Wohnungen erzeugten einen inneren Druck, genauso aussehen und leben zu müssen, wie es uns perfekt inszeniert vorgelebt wird. Zwar ist das auf der populärsten Fotoplattform der Welt zum größten Teil noch immer so, doch erfreulicherweise hat sich in den vergangenen Jahren ein Gegentrend entwickelt: Weg von der überbelichteten Face-Tune-Fakeness hin zur authentischen Realität und vor allem zu Themen, die wirklich gesellschaftsrelevant sind. Influencer werden dieser Tage abgelöst von sogenannten Sinnfluencern – also Menschen, die via Social Media ihre Followerschaft über Themen wie Klimawandel, Nachhaltigkeit, Feminismus oder Ernährung aufklären. Bestes Beispiel für eine bekannte Wolfenbütteler Sinnfluencerin ist etwa Louisa Dellert, die einst als Fitness-Influencerin startete und sich heute lieber der Politik, Selbstliebe und dem Umweltschutz widmet.
Inzwischen findet man auf Instagram auch immer mehr liebevoll geführte Accounts, die sich mit der Pflege befassen. Denn wir wissen alle: Die Gesundheitsbranche hat ein Imageproblem, das insbesondere durch die vorwiegend negative Berichterstattung entstanden ist. Aus diesem Grund haben die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen Josie und Vanessa im November 2019 ihren gleichnamigen Instagramblog gestartet, um hautnahe und persönliche Einblicke in ihren Berufsalltag zu gewähren, Kritik auszuüben, aufzuklären und Denkanstöße zu geben. Damit sind sie sogar sehr erfolgreich: Mehr als 11 000 Follower zählt ihr Account inzwischen. Der Kanal sei jedoch nicht nur ihr persönliches Sprachrohr, verrät das Duo im SUBWAY-Interview: „Wir wollen nicht nur unsere Meinung teilen, sondern auch von den Ansichten und Meinungen anderer profitieren. Instagram bietet die Möglichkeit, uns mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Ziele wie wir verfolgen.“
Jahrzehntelang scheitert die Politik schon daran, langfristige Lösungen insbesondere für den Pflegenotstand in Deutschland zu finden. Aus diesem Grund ermutigen Josie und Vanessa mit ihrem Account die Menschen aus ihrer Branche dazu, für ihre Belange einzutreten und selbstbewusster zu werden. „Wir als Berufsgruppe haben die Macht, Druck auf die Politik auszuüben. Deshalb wünschen wir uns, dass wir es endlich schaffen, uns gemeinsam zu organisieren – sei es in einem Berufsverband, einer Kammer oder einer Gewerkschaft.“
Ihre informativen Posts und Reels entstehen in der Regel im Klinikum Braunschweig, ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte und ihr heutiger Arbeitgeber. „Das Klinikum Braunschweig hat uns von Anfang an vollste Unterstützung entgegengebracht, was absolut nicht selbstverständlich ist“, meinen Vanessa und Josie erfreut. Die dreijährige Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin schloss das Duo im Oktober vergangenen Jahres ab. Davor hatte Vanessa eine Ausbildung zur Mediengestalterin absolviert und im Anschluss Medienkommunikation studiert. Josie hat einen Bachelorabschluss in Biologie.
Pflege geht uns alle etwas an, schließlich darf unser Gesundheitssystem nicht kollabieren. Doch mit dem demografischen Wandel im Rücken könnte dies schon bald eintreten. Besonders in den vergangenen zwei Jahren wurde uns der Pflegenotstand schmerzlicher denn je bewusst. „Er war schon vor der Pandemie spürbar und die Belastung oft am Maximum“, erklären die emsigen Pflege-Aktivistinnen, „mit Corona ist dieser Zustand noch gravierender geworden. Personaluntergrenzen wurden ausgesetzt und viele Pflegekräfte kommen seit zwei Jahren an ihre absolute Belastungsgrenze.“
Bei Vanessa und Josie bekommt man einen authentischen Einblick in die Pflege, ihre persönlichen Gedanken und erfährt Wissenswertes über Krankheiten, Wissenschaft und Feminismus. Deshalb bereichert dieser Account nicht nur den Gesundheitssektor, sondern bietet realistische Lösungen für gesamtgesellschaftliche Probleme, über die wir alle mal nachdenken sollten. Vanessa und Josie sind zwei von 1,7 Millionen Pflegekräften, die sich um die Gesundheit von rund 83 Millionen Einwohner:innen Deutschlands kümmern. Sie verdienen unsere vollste Unterstützung.
Foto Anna Jesse
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